Dienstag, 26. Februar 2008

Nachbetrachtungen


Wie sie so sind, die Neuseeländer

Manche sagen, es liege daran, dass die Pionierzeit hierorts erst 150 Jahre her ist. Wo man ohne Nachbarschaftshilfe verhungert wäre, bevor man den ersten Quadratmeter Wald hätte roden können. Andere sagen, es komme von der abgeschiedenen Lage. Wo man grundsätzlich froh ist über Fremde aus der großen Welt da draußen und stets erpicht auf ein Gespräch. Wie dem auch sei – das genuine Interesse an gänzlich fremden Leuten, die Aufmerksamkeit, mit der man ihre Problemchen erfasst, die Zeit, die man sich nimmt, um ihnen zu helfen; und ihre eifrige Begeisterung für das Paradies, in dem sie leben – das hinterlässt einen immer wieder mal kopfschüttelnd: Warum tun die das für uns?

Da ist zum Beispiel jener Unbekannte im Pick-up, der mit Karacho übern Randstein auf die Wiese brettert, wo wir grade rasten und fragt, ob wir hier übernachten wollen. „O-oh“, denken wir uns, „das hier sah gleich so gepflegt aus. Sind wir vielleicht nicht erwünscht?“ Allerdings können wir seine Frage ehrlichen Sinns verneinen. „Ach so“, sagt er unbekümmert, „ich hätte nämlich ein tolles Plätzchen gleich da hinten gewusst. Na, macht’s gut!“

Dann ist da der junge Mann, der in den Waschsalon kommt, als ich ratlos vor unserer nicht schleudern wollenden Maschine stehe. Sein „How’s it goin’?“ fasse ich als die verbreitete Grußfloskel auf, kann aber doch meinen Unmut nicht an mich halten und benenne das Problem. Wir unterhalten uns ein bisschen, er stellt fest, dass wir im Van nicht wirklich was mit nasser Wäsche anfangen können und bietet an – er wohne bei Freunden hier – dass wir unser Zeug bei denen daheim auf die Leine hängen können. Einsam supernett, aber wir wollen eigentlich weiter, werden also noch mal in einer anderen Maschine kurzwaschen, auf einen Schleudergang hoffen und dann den Trockner anwerfen.
Er geht wieder. Jetzt erst stelle ich fest, dass er nicht hier war, um seine Wäsche zu waschen. Sondern wegen mir. Er und die Freunde sitzen nämlich nebenan im Café und haben wohl schon eine Weile beobachtet, wie ich vergrübelt bis missmutig hin- und herrenne; und – typisch Kiwi – helfend eingegriffen.

Und dann ist da noch – unter vielen anderen, die mal eben den Weg vorfahren, uns die Zeitung schenken, am Berg wie alte Bekannte grüßen – unser Hostel-Manager Campbell. Der – obwohl’s ihm ziemlich wurscht sein könnte, was seine Gäste so treiben, solang sie ihre Zeche zahlen – es nicht auf sich beruhen ließ, dass immer wieder welche darunter waren, deren überteuert gekaufte Autos zu ihrer Verzweiflung nach ein paar Tagen eingingen – sondern stattdessen car-inspector Ken ansprach, ob er nicht zuverlässige Autos an- und „seinen“ Backpackern verkaufen wolle. Der uns am Schluss anbot, den Van für uns zu verkaufen, falls wir es vor der Abreise nicht mehr schaffen. Trotz der leicht schiefen Optik, wenn der Manager des Hauses seinen Gästen was andreht. Und ohne Provision.
Einfach gold, diese Leute.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Nachtrag: die letzte Woche in Neuseeland (5.2. bis 9.2.2008)


Denjenigen Neuseeländern, die der Arbophilie frönten, möchten wir an dieser Stelle danken: Danke. Danke für den Einsatz zur Rettung der letzten Kauri-Baumbestände der Welt.
Nach einem ausgiebigen Frühstück im „Byzantium“ machten wir uns am 5. Februar auf, den hohen Norden zu besuchen. Trotz des damoklid über uns hängenden noch zu bewerkstelligen Autoverkaufs und der bereits erwähnten Eric-Muskelentzündung (ja, da ist was zum Entzünden) brausten wir rasant durch Helensville und Wellsford bis Brynderwyn, von wo aus wir uns weiter nach Westen zur sogenannten Kauri-Coast durchschlugen.
Da wir planen ein eigenes Traktat zum Kauribaum zu verfassen, möchte ich mich hier kurz fassen: Besuch des Kauri-Museums und grandioser Ausflug in die Kauriwälder (siehe Foto 1). Dann war’s aber auch schon wieder Zeit für’s Abendessen. Als Kulisse ein genialer Aussichtspunkt am Hokianga Harbour ... (kein Foto hierzu)
Falcos Todestag ist den Neuseeländern besser bekannt als Waitangi-Day. Vor nunmehr 168 Jahren haben die von französischen Besitzergreifungsversuchen hochgeschreckten Engländer einen fiesen Coup gelandet: Der Vertreter der englischen Krone ließ die versammelten Maori-Häuptlinge einen missverständlichen Vertrag unterzeichnen, der den Engländern quasi das Regierungsrecht im Maoriland sicherte (mehr auch hierzu in einem selbständigen Artikel, so es noch dazu kommt :-) Wir nutzten die Gelegenheit und waren für euch vor Ort, nämlich im nämlichen Waitangi. Die alljährlichen Demonstrationen und Kundgebungen wurden heuer durch zur Genüge anwesende Uniformierte entschärft. Folge war eine Art riesiger Jahrmarkt mit Unterhaltungsprogramm für die Unmassen von Aus- und Einheimischen (siehe Foto 2 oben). Diesen Massen zu entgehen, schifften wir uns alsbald ein, um die andere Seite der Bucht zu erkunden. Hier hat in den Jahren nach 1840 ein Maori-chief (Honge Heke) den britischen Fahnenmast in Russel, der damaligen Hauptstadt Neuseelands, viermal umgesägt – quasi eine maibaumstehl-ähnliche Aktion, die aber von den Briten nicht mit dem obligaten Fass Bier honoriert wurde, sondern schließlich zu den neuseeländischen Landkriegen führte ... (siehe Foto 2 unten). Wir schafften es, auch dieser Idylle zu entkommen und übernachteten auf der Strecke nach Auckland in der Nähe einiger von Wahlneuseeländer Hundertwasser entworfenen Toiletten (!!!)
Am Weg nach unten liegt ein böhmisches Dorf: Puhoi. Rund 70 Einwohner der Gegend um Pilsen machten sich in den 1860ern hierher auf – in Vorfreude auf eigenen Grund und Boden. Den bekamen sie dann auch, in Form von dichtem Urwald, in dem sie erst mal fast verhungert wären. Aber dann ging’s bergauf und brachte Neuseeland böhmische Tänze und Trachten.
Der Abend sah uns bereits wieder in Auckland neue Flugblätter in Hostels verteilen und den bereits beschriebenen Vorstoß an die ACB-Front unternehmen.

Gärten und Gäule


Mo, 04.02.
Nach stilvollen Gärten aus aller Welt in Hamilton noch ein kleines Highlight: die Rasse- und Klassepferdeauktion in Süd-Auckland. Hochtourige Hottehühs, die vor Nervosität die Arena zusch...en. Bis zu 60.000 Dollar (35.000 Euro) sehen wir pro Gaul übern Ladentisch gehen.
Abends eine Hosteltour mit unseren Flugblättern, die nicht wehtut.

Sonntag, 10. Februar 2008

Bye-bye, Akira!


10.02. Abflugtag!
Elf Uhr drei vormittags. Oh Mann! Erleichterung. Wir haben’s geschafft: Unser Akira hat ein gutes Plätzchen gefunden – aber es war hart. Die ganze letzte Woche im Nordland war unterlegt mit einem feinen Teppich ängstlicher Spannung. Mit Highlights wie den Kauribaumriesen; mit Tiefs á la „Keiner will unser Auto.“
Wir haben sicher 25 Hostels in ganz Auckland angefahren, Zettel ausgehängt. Kein Schwein ruft uns an. Wir haben’s ins Internet gestellt, kein Schwein mailt uns. Dabei ist er doch ein guter, der Akira! Wenn auch hauptsächlich innerlich ...
Wir haken ab:
Plan A: Internet. Kein Erfolg. Wir schreiben zwei Kaufgesuche an, einer sagt nach etwas Gemaile schließlich ab, die andern antworten gar nicht.
Plan B: Hostel-Aushänge. Kein Erfolg. Ein Anruf kommt, wir sind grad der Fahrt und Mela derglengt in der Hektik das Handy nicht aus ihrer Cargotasche. In-den-A...(pfel)-beiß’! Wir rufen zurück, es kommt ein Fax-Ton.
Plan C: Unser Hostel. Es schneit jemand rein, frisch vom Flieger, der ein Auto braucht. Kein Erfolg. Am 09.02. abends treff ich einen Deutschen, der grad von seinem Zimmernachbarn ein Auto gekauft hat. Ein Van wär’ ihm lieber gewesen. Wären wir gestern schon hier gewesen, statt uns die Nacht zu sparen und im Park zu schlafen, dann hätte er bei uns gekauft. Doppel-in-den-A...-beiß’!
Plan D: Automarkt in der Innenstadt. Kein Erfolg. Acht Vans zum Verkauf, zwei Käufer in 4 Stunden. Einer kauft ein Auto, der andere nix. Wenn das mal keine Pechsträhne wird.
Jetzt werden langsam die Pläne knapp. Plan E ist der Automarkt außerhalb der Stadt – größer und aussichtsreicher. Und wenn alle Stricke reißen, hat uns unser unschlagbarer Hostel-Manager zugesagt, er würde das Auto für uns verkaufen. Ohne Provision.

Aber am 09. abends packt uns doch ein bisschen die Panik und als wir in der Hostelküche hören, wir sollten uns doch einfach vors größte Hostel von Auckland parken und ein bisschen Werbung machen, da lassen wir unser Abendessen sausen und machen das. Die Zwanzigste ist Svenja. Ja, sie sucht wirklich einen Van, bleibt ein Jahr und wirkt supernett. Wir verabreden uns, dass wir sie morgen früh mit raus zum Markt nehmen – da können wir einen Mechaniker-Check und im Fall des Falles die Ummeldung machen. Und fair genug: Sie kann sich noch was anderes ansehen.
Sonntag morgen regnet es. Das erste Mal seit langem. Wir fahren gemeinsam raus, das Wetter lädt nicht unbedingt dazu ein, sich die anderen 30 Vans genauer anzuschauen. Lieber ein Kaffee unter Akiras Heckklappe. Sie will sogar fischen lernen, Eric gibt ihr einen Schnellkurs, seine Ausrüstung bleibt sowieso da.
Ein junger Pakistani möchten eine Testfahrt. Machen wir auch, gefällt ihm, er möchte einen Mechaniker-Check. Hm. Jetzt stellen wir Svenja vor die Wahl – sie war schließlich zuerst da. Und sie will ihn. Ohne den 90-Euro-Check. Wir kennen uns jetzt. Juhu!
Nach Aufstehen um 6, nach einer sowieso durchzogenen Nacht der Entscheidung zwischen Abschiedsschmerz und Vorfreude, ankommen am Markt um 8 und offiziellem Beginn (für Käufer) um 9 sind wir um 9.17 auf dem Rückweg in die Stadt.
Hier ab zum Bankomaten, ins Hostel für die Versicherung, ein sentimentales Abschiedsfoto mit unserm Schatz und viele gute Ratschläge. Bye, bye, Akira! Uff! Heul! Freu! (mela)

Samstag, 9. Februar 2008

Der Weg nach oben


So, 03.02.
War nicht so ereignisreich. Hauptsache Richtung Auckland, denn da müssen wir vorbei, um unser Auto auszuhängen. Eric gehandicappt vom Schmerz, Mela vom Linksverkehr, Eric von Melas Fahrgeschwindigkeit, die doch tatsächlich an die erlaubten 110 km/h grenzte. Eine kleine Auswahl lokales Biobier wurde eingeladen. Awakino-Schlucht war schön. Die berühmten Glühwürmchenhöhlen von Waitomo machten wir dann doch auch. War auch schön, die stille Bootsfahrt unterirdisch, mit Lüstern aus leuchtendem Larvenschleim. War auch viel Eintritt.
Dafür ist abends – wir parken vor einem Kiwihaus, das wir morgen besuchen wollen – einer der Locals so nett, uns zu verraten, dass wir sie auch gratis heute ab 9 im Freigehege sehen könnten. Was uns den ersten (und letzten) lebenden Kiwi unserer Reise beschert. Juhu. Dafür lassen wir uns auch von der 1001ten, 1002ten und 1003ten Sandfliege beißen.

Eins-Zwei-Eins-Zwei


Sie trugen zwar wenig zur Erholung bei, waren aber durchaus abwechslungsreich – Jedenzweitentagsausflüge. Selten war eine Übereinkunft zwischen Host und Wwoofern so stimmig: ein Tag arbeiten, ein Tag frei – juhu! Fels- und sandbestrandete Strände, flussdurchflossene und farnbewaldete Wälder, historisierende und museal anmutende Museen und allabendliche Abendveranstaltungen (u. a. Privatkino) waren vor uns zwei beiden nicht sicher. War echt nett da. Ja gut, erwischt. Es hat mir gefallen. New Plymouth hat einiges zu bieten, und könnte man sich einen Ort aussuchen, um dort zu bleiben, dann wär es hier schon sehr schön – zwischen Vulkan und Meer, da, wo einige Maorichiefs lange vor Ghandi den gewaltlosen Widerstand probten, wo andere Maorichiefs Kriege begannen, und wo erstmals in der Verschiffungsgeschichte Butter so gelagert wurde, dass sie den Transport nach London heil überstand. So Gott und die Air New Zealand wollen, werde ich daheim einen Nachtragsblog über die neuseeländische Geschichte verfassen ... (eric)

Nachtrag
Zur Genialität der Hosts trug, nicht zu vergessen, ein schlicht perfektes Heimkino über der Garage bei: etwa 30 Sitzplätze für die Freunde vom Filmclub, hunderte DVDs aus der Arthousefilmsektion, eine maximal große Leinwand, Sofas, Teppich, Sichtdachbalken, edle weiße Vorhänge. So sahen wir den genialen „Jeanne d’Arc“ von Dreyer (Stummfilm, sehr expressiv). Andernabends gab’s den viel mühsameren Godard „Tout va bien“.
Auch bei trug ein Barbecue mit Freunden, worunter sich der PR-Chef von Helen Clark befand. Was ihrerseits die Premierministerin dieses schönen Landes ist. Ein scharfes Foto von uns brachte er allerdings nicht zustande. Schön schwach.
Auch bei trug der riesige städtische Park gleich neben unserem Garten, wo per Sommerfestival jeden Abend Konzerte waren. Eine Bigband, eine Maori-Tanztruppe, die mit viel Spaß und Kindern Poitänze und Hakas aufführte. Klasse.
Auch bei trug der grandiose Pool, den wir nach der Arbeit (oder dem freien Tag) bespringen konnten.
Und nicht zuletzt bei trug noch die Geschichte von der Leiche im Keller, soll auf Neuseeländisch heißen: dem Pinguin im Gefrierschrank. Was macht man auch mit einem geschützten Gelbaugenpinguin, wenn der sonst so friedliche Haushund ihn mal gerissen hat? –
Jetzt liegt er schon 20 Jahre dort. Genau wie die Reste der Hochzeitstorte.

Hard Times


Okay, müde hin. müde her. Wenn man das Tief einmal überwunden hat ... dann geht es meistens genauso weiter. Schuften, schuften, schuften. Puh :-) Die folgenden Tage mussten wir Schulklassenzeichentische wischen, Begabtenmalwettbewerbszeichnungen arrangieren, Verwilderungsgoarseweidezonen beschneiden, Jungkuhohren markieren (die Ohren von Kälbern tackern), Altkuhvorderfußhornauswüchse schnoaten (zwicken und hobeln), ebenso die von Pferden (da fällt was ab!), Farmtierausscheidungsverhärtungen schaufeln, Elektrozaunverdrahtungsmasten setzen und Pferderückenschweißrückstände abwaschen. Der Rücken biegt sich, die Sehnen bersten, Rotz trieft aus der Nase. Man kennt das ja – Überanstrengungsmerkmale erster Güte. Aber es wird alles wieder gut. Ich kann das jetzt so schreiben, denn inzwischen sind viele Tage vergangen und ich sitze gerade auf dem Automarkt und warte auf potenzielle Käufer für unseren Akira. Wie auch immer: Inzwischen ist meine Schulter wieder einigermaßen okay. Fans, macht euch keine Sorgen :-) (eric)

Kommentar
Goarse ist jenes irre Dorngestrüpp im Bilde.
Erics Schulter war am Tag nach unserer Abfahrt von New Plymouth (am 3.2. also) so weh, dass er nicht aus seinem T-Shirt kam, ohne meine geschätzten Hilfestellungen. Muss eine Art Muskel- oder Sehnenentzündung gewesen sein. Naja. Mit Schmiere von Diana, Fasche aus der Apotheke, Parkemed aus der Reiseapotheke und Mela am Steuer des Akira wurde es langsam besser. Letzteres war aber wohl nur für die Physis des Beifahrers zuträglich ...
Das Schuleputzen war voll nett. Diana unterrichtet nämlich Kunst in einem recht abgelegenen Ort und hat uns netterweise auf dem Weg auch noch einen super Strand und ein Heimatmuseum gezeigt.

Sonntag, 3. Februar 2008

Ein bisschen Maorilegende: Taranaki



Die Maori glauben ja bis heute, dass der Mount Taranaki einst zum Stamm der Vulkane von Tongariro gehörte. Er musste von dort fliehen, weil er von Tongariro selbst mit dessen Freundin, der schönen Pihanga (der Vulkan beim Tauposee), bei was auch immer erwischt wurde. Auf der Flucht hinterließ der Taranaki jedenfalls eine tiefe Furche in der Erde: den Whanganui River (den sind wir, wie der aufmerksame Leser sicher memorieren kann, im Kanu hinuntergefahren). Entehrt und und scheinbar zutiefst verstört floh er in Schleifen also erst nach Süden und dann nach Westen – wahrscheinlich waren ihm die „Northwesterlies“ im Süden zu stramm. An seinem jetztigen Platz steht er nun in majestätischer Einsamkeit und vergießt seine Tränen um die Geliebte und überhaupt ... Weltschmerz en gros – man versteht das ja. Jedenfalls verbirgt er, so glauben wiederum die Maori, sein Gesicht hinter einer Wolke aus Tränen. Das mit der ständigen Wolke können wir bestätigen, aber ansonsten kommen wir zum Schluß, dass der Maori an sich wahrscheinlich auch nur ein ziemlich leichtgläubiger Polynesier ist. (eric)

Müde Krieger


Mi, 30.01. Was soll eine 33-Jährige da Besseres sagen? Hatten heute zwei Starts; der erste ging fehl. Hosts meinten es gut, wollten uns auf eine 4-Stunden-Wanderung schicken, die eigentlich eine 5-einhalb-Stunden-Wanderung war. Wir, nach Einholung dieser Info in der Stadt wieder retour – wir müssen schlafen. Schlafen bis halb eins mittag. Es war nötig.
Danach wird es mehr mela-ericig: ein urbaner Kaffee, ein Schlender durch Shops, eine Kunstgalerie, ein Schlender am Strand, ein Aussichtshügel. Ahh! Was für ein freier Tag. Es folgen ein Poolschwumm, ein gebratener Fisch mit allerlei lecker Gemüse und ein Bigband-Sommerfestival-Konzert-im-Park. Das’ fein! (mela)

Erlaubte Allüren

Knack. Blinzel. 29. Jänner. Nachdem wir gestern an unserem Traveltag den Forgotten Highway durchmessen haben und auf dem Weg dorthin auch am Tongariro bzw. am Ngauruhoe vorbeigekommen sind, ... knack. Die Hüfte wiederum ... Ja ja, das Alter, klammheimlich schleicht es. Nachdem also haben wir unser Zimmer beim neuen Host in New Plymouth bezogen. Edwardianischer Stil, Herrenhaus, unseren Ansprüchen trotz Spinnweben genügend, mit Privatpool und Motocrossrampengelände für die Söhne des Hauses. Mit der Dame des Hauses, Diana, ihres Zeichens Lehrerin für Kunst, geht’s heute ab auf die 15 Minuten entfernte Farm. Eigentlich. Knack. Blinzel. Eigentlich nur Paddocks mit Shed, vier Zuchtpferde fürs Springreiten bzw. Zucht. The day befor yesterday und der Tag davor: Puuh! Für einen Vierzigjährigen ein bissl sehr ... Knack. Ich drück meine Schultern wieder zurecht. Die sind auch hin. Heute also waren wir am Paddock und haben unendliche Flächen Dorngestrüpp gerodet. Urbarmachung. Grasland für das edle Tier. Mein Atem stockt, geht dann aber doch weiter. Blinzel. Mein Auge bricht. Fast. Ich tropfe vorher was hinein, Hylocomod – vom Arzt oder Apotheker empfohlen. Wer wirklich bricht, ist der Hund des Hauses: Patches. Er hat ein bereits totes Kaninchen gefunden und verzehrt. Das behagt nicht. Weder ihm noch mir – er atmet in mein Gesicht. Weiter durch die Dornenwand. Was soll ich noch weiter erzählen? Ich bin sowas von tot. Übrigens: Gerade kam die Katze herein und sabberte mir aufs Knie. Gott, was bin ich tot. (eric)

Grundsätzliches über Neuseeländer: The Shed – Part 1

Seit seiner Kindheit lebt Steve in derselben Straße wie Graem, direkt gegenüber. Und schon jahrzehntelang hängen beide in Graems Shed ab. „Mein Shed“, sagt Graem, „ist nichts Besonderes, aber er hat alles, was ein klassischer Shed braucht: ein mit Stickern übersäter Kühlschrank fürs Bier, gerahmte Poster von FJ Holdens, eine Kollektion von Blues-CDs und -Kassetten, eine mächtige, solide Werkbank (die er aus dem nahen Fluss gezogen hat), einen „potbelly oven“ für den Winter und – eine Seltenheit – einen Kalender mit Topless-Girls.“ Während Graem gemächlich einen 1948er BSA Bantam aufhängt, gibt er „advice for young blokes“: „buy a shed, when you marry – you need a space you call your own.“ (aus: Mark Thomson, Blokes and Sheds, Sydney 1995)

Oldtimer und Old Times


Unser letzter Tag in Ohakune bringt uns die Mitglieder eines Oldtimerausfluges ins Haus. Eric macht eifrig Fotos für das Lokalblatt (z. B. Foto 1), während Mela einen Pferdetreck begleiten darf. Bevor nachmittags der Regen einsetzt, müssen noch ünsähligö Euballön eingebrascht werdön – die gestern neu angekommenen drei Franzosen helfen mit, bekommen aber schon rein gar nix gebacken: Das Aufschlichten der Heuballen im Stil der „good old times“ wird deshalb Mela überlassen, was eigentlich schon alles sagt :-) Das Resultat allerdings stellt alle Befürchtungen in den Schatten (Foto 2)
Linda und Mela verräumen das Geschnittene: Die Äste auf einen Haufen, die Stämme über den Graben auf eine Koppel, wo man mit dem Anhänger zufahren kann. Das Stämme-Werfen artet in einen Kugelstoßbewerb aus, mit Haltungsnoten und Fehlpunkte für Grabenkrepierer. Dem Paddeltraining sei Dank geht das Schmalz in den Oberarmen nicht aus. Übrigens: Wer findet den Anschlussfehler?

Freitag, 1. Februar 2008

Statistischer Anfall



Sue, Don, Virginia, Callum, Veronica, Trish, Wayne (Hosts, Verwandte und Friends); 16 Pferde, zwei Katzen, zwei Hunde, vier Ziegen, drei Schafe, zwei Hühner, ein Hahn; Wwoofer: Antonia: english, 21, English Literature in Cambridge, Horsetrecks; Jules: deutsch, 21, abgenabelt von Deutschland, Computer; Philipp und Linda, 25 und 26, deutsch (Leipzig und Dresden); 3 Franzosen (swai Kösche, ain Carpentier sprisch Simmörmann), lyonnaise; Lennard: holländisch, 20, schreibt gerade ein Buch über den Aufstieg der Lappen, auch Onkel ist Literat, Nervtöter.
Nachdem wir gestern wieder einen ereignislosen Tag mit Pferde-Zu-Schanden-Reiten und Puzzlespielen verbracht haben, kommte heute (So, 26.1.) der wirklich harte Job: Eric soll motorsägen mit einer echten Motorsäge. Vorher müssen allerdings noch bockige Ziegen- und Schafböcke aus dem Weg geräumt werden. Uff!

Harte Mädchen, sture Jungs



Do, 24. Jänner: Sue ist wieder da und übernimmt das Regiment. Aufräumen nach dem Sturm ist angesagt: Mela klaubt Äste und Zweige rund ums Haus, Eric betreut die Kompost-Feuerstelle. Idealerweise wird dabei unsere nasse Wäsche auf der Leine gleich wieder geräuchert.
Nach der Vormittagspause wird’s interessanter: Wir legen einen Landschaftsgarten an. Heißt: auf einem Streifen neben einer Lacke erstens Gras niederhacken, zweitens Zeitungspapier fünflagig drüberbreiten, drittens halbverdorbenes Heu drauf und viertens unseren Anhänger Pferdeäpfel. Befriedigend, das. Und lustig, zu mehreren. (siehe Foto 1)
Nachmittags: reiten auf der Koppel. Melas Peter ist eine Welsh-Pony-Mischung, ein Mann mit Allüren, stur und sehr gescheit. Ohne Gerte rührt er sich nicht, mit ist er das aufmerksamste Pferd ... ziemlich witzig. Mela versucht sich mit abendlichen Apfel-Besuchen auf der Koppel einzuschleimen. (betrachte Foto 2)

Puzzlemania

Nach getanen Mühen haben wir uns aber echt was verdient. Und was gibt es da besseres als ein neues Puzzle anzufangen. Jeden Tag aufs Neue schaffen wir es, unseren inneren Schweinshund zu überwinden und wieder eins anzufangen – na gut, in vier Tagen sind’s drei. Aber wir sind glücklich dabei. Das macht wenigstens keinen Muskelkater oder Schwielen am Hintern. Das Bild dazu ging leider verloren (bzw. habens die Deutschen ...)
Und noch was Neues probieren wir heute aus: den Schlüssel wirklich im Auto einsperren. Mela will den Schlüsseldienst rufen, Eric sucht Draht.
Zwei Leute kommen unabhängig voneinander auf die absurde Idee, den Toyota-Schlüssel unserer Mit-Wwoofer an unserem Mazda auszuprobieren und siehe: Er tat sich auf.
Ausarten tut das Ganze trotzdem noch in einen Workshop im Auto-aufbrechen: Schlossknacker-Eric war mit dem Draht erfolgreich und lernte vier weitere begeisterte Ganoven-AspirantInnen an.

AUSRITT oder „Der Mann, den sie Pferd nannten“



Antonia als Treckführerin bringt uns an den Rand der Wildnis – gleich neben der Motocrossbahn. Und auch wenn wir einmal komplett chaotisch aufeinander aufgaloppieren – es ist klasse. Für Eric überhaupt der erste Ausritt. (Foto 2: Antonia, Mela. Linda, Eric)
Eric, Jimmy und Mount Ruapehu (Foto 1, links) – wenn das nicht gleichermaßen professionell wie romantisch aussieht! Aufgesessen kommt das allerdings gleich ganz anders rüber (Foto 1, rechts).
Wir reiten also wie die Wilden, sodass unsere Pferde letztendlich zusammenbrechen und wir ihnen den Gnadenschuss geben müssen. Sue ist wenig amused. Wir versprechen den Schaden zu ersetzen. (Foto 3)

Leipzig meets Cambridge

Nächsten Tags gibt’s noch mal feinen Regen, darum die Fernanweisung von Sue: Fenster putzen. Stöhn. Alle Fenster der Farm. Dazu zwei Motelzimmer saugen, Bäder putzen. Mit einer weiteren Wwooferin, Antonia aus England, sind wir vier (bzw. fünf) aber schnell fertig und machen noch eine gemütliche Runde über die Koppeln auf der Suche nach giftigen Unkräutern, von denen so wenige stehen, dass wir spaßeshalber drum kämpfen. Mittags wird das Wetter besser – wir reiten aus!

Back to the coalmine



Di, 22.1. Ohakune. Puh. Jetzt wird aber wieder mal gearbeitet! Vorstellig wurden wir ja schon bei der recht resolut wirkenden Sue. Also mal sehen, was kommt. Wie sich rausstellt, ist Sue aber zwei Stunden entfernt das Auto eingegangen. Mit Pferd hintendran. Empfangen werden wir von ihrer Schwester und einem Freund des Hauses, Wayne, der uns die Arbeit zuteilt: Pferdemist einsammeln wieder mal. Diesmal keine steile Koppel, aber dafür bei Wind und Sprühregen. Die anderen beiden Wwoofer sind auch heute angekommen, zwei Deutsche Mitte zwanzig: Philipp und Linda. Wir dürfen eine Stunde früher Schluss machen und Linda packt ein Puzzle her, das uns den Rest des Tages sehr friedlich beschäftigt. Geschlafen wird weiterhin im Van. Zimmer gibt’s keins und der angebotene Wohnwagen bringt nicht wirklich einen Gewinn.

Sonntag, 27. Januar 2008

Ja und nach der naechsten turbulenten Strecke ist schon der Abholplatz! Wir wollen gar nicht raus aus dieser eigenen Welt. Hach! Schoen war’s.

Bisher waren die so genannten Stromschnellen nicht wirklich welche. Stufe 1 heissen sie. Obwohl wir es am ersten Tag doch geschafft haben, in einer scharfen Rechtskurve frontal gegen die Felswand zu bumpern. Aber nun hat Eric das Steuer im Griff und wir sind geruestet fuer die „good ones“, wie Flusskenner sie nennen.
Die, wo die Leute dahinter Mittag machen, um sich einen Ast zu lachen, wenn die anderen kentern. Nach ausgiebig Uebung auf Stufe 1 und vor allem nach Stunden ueber Stunden auf komplett stroemungsfreien Flusskilometern sind wir nun echt reif fuer Action.
Man muss sie nur schoen grade anfahren und in der Mitte bleiben, wo die Wellen am hoechsten sind. Sie sind auch hoch, aber wir kommen durch, mit Entzueckensgekreische noch dazu. Die Briten nicht. Sie haben es zwar auch richtig gemacht, sind aber ungluecklicherweise vorne total in einen Welle eingetaucht und sanglos untergegangen. Zum Glueck ist das Wasser bacherlwarm und vielleicht brusthoch, man zieht das Boot einfach an Land.

Die naechste hat fast 1 Meter hohe Druckwellen (s. Bild), es schwappt ordentlich rein, die Hose wird nass (nur vom Flusswasser!), aber welch ein Spass! Danach heisst es nicht schwanken, so voll ist der Kahn – und ordentlich schoepfen hinterher!

Der Rhythmus des Ruderns hat was Suechtigmachendes. Das Hirn macht Platz fuer die reine Routine der Bewegung. Eintauchen, ziehen, wieder nach vorn. Die heutige Etappe ist kuerzer, wir finden die eine oder andere Hoehle mit Wasserfall drin – feinstens. Zu Mittag steigen wir aus und wandern 40 Minuten zur „bridge to nowhere“. Hier, im dichten, steilen Urwald, haben tatsaechlich Leute versucht, Land zu roden. Erste-Weltkriegs-Veteranen, denen es als „Belohnung“ angeboten wurde. Als die Betonbruecke in den 30ern dann fertig war, waren nur noch drei Farmen oder so in Betrieb, der Rest hatte aufgegeben.
Highlight des Tages ist die Empfangszeremonie im Maori-Stil am Abendrastplatz, einer zum Campingplatz wiederbelebten marae (Maori-Versammlungshaus). Wenn in frueheren Zeiten eine fremde Gruppe sich dem Wohnplatz einer anderen naeherte, wurden die Frauen vorgeschickt. Sollte heissen: Wir kommen in friedlicher Absicht und zeigen euch das, indem wir euch die Freiheit geben, unsere Frauen zu massakrieren (so ungefaehr jedenfalls). Wenn es gut gegangen ist, setzen sich ebendiese Frauen brav nach hinten und die Maenner reden. Was man hier will und so weiter. Klingt sehr angenehm, die Sprache. Dazwischen singen die Frauen – auch schoen. Es wird der Vorfahren gedacht und wir bekommen den Gedanken dahinter erklaert. Das war’s. Und morgen geht’s an die Stromschnellen.

Der naechste Morgen findet eine nicht wirklich genug Schlaf gehabt habende Mela. Interessante Erfahrung allerdings: Die Arme haben keinen Muskelkater, es war mehr ein gleichmaessiger, intensiver bis violenter Schmerz ¸ber ihre ganze Laenge, sodass man weder darauf liegen, noch sie runterhaengen lassen konnte. Vom 20-stimmigen Schnarchkonzert mal abgesehen.
Aber der Fluss hat uns schon. Wir sind regelrecht ungeduldig, wieder loszufahren und starten als eine der ersten um Viertel nach acht bei delikatem Morgennebel.
Der Whanganui ist hier ein Nationalpark; viel Land gehoert den Maoris, die hier ihre traditionelle Lebensweise pflegen. Jede Biegung hat ihren Waechter, der dazu da ist, ihren spirit zu bewahren. Das Tal vom Fluss aus zu sehen, ist etwas komplett anderes als von oben, von der Strasse. Mittendrin zu sein: das einzig Wahre. Ein Privileg.

Aber das Privileg haengt sich an. Wenn man muede wird, haut man sich die Finger an der Bootswand an. Beim fuenften Mal an derselben Stelle tut das dann zum Fluchen weh. Auch gehuert sich uebers Steuern und Steuernlassen geeinigt. Der Fluss ist unsere ganze Reise en miniature – und im Extrem: die ganze Zeit zusammen, auf engstem Raum, sich einigen.

Am Nachmittag kommt Wind auf. Gegenwind. Ausserdem sind wir spaet dran. Laune und Kraefte reichlich strapaziert, legen wir uns beide noch mal ins Zeug und erreichen den gelobten Campingplatz um 7 Uhr abends.
Dort ist ordentlich Betrieb: Unser Zelt ist eines von etwa 20, auf drei engen Terrassen im steilen Hang. Unsere Nachbarn sind eine lustige Truppe von 16 Leuten: Verwandte, Freunde, Bekannte, alles Neuseelaender. Im Bild: ihr Anfuehrer „Tittles“, der mit dem besten Mundwerk. Wir lachen uns auch die Wangen noch wund, geniessen unsern Chenin Blanc mit Cookies und kriechen bald ins Zelt.
Bei geschlossenen Augen allerdings schwappt man nach. Soll heissen, das Gleichgewichtssystem, nicht checkend, dass man wieder auf Festland ist, gleicht noch immer das Schaukeln des Bootes durch Gegenschaukeln aus, was sich extrem betrunken anfuehlt, aber definitiv nicht am Wein liegt.
Das vordere Paddel rudert rechts vom Boot: eintauchen, ziehen, wieder nach vorn. Eintauchen, ziehen, wieder nach vorn. Zwei Stunden keine Menschenseele ausser uns. Links und rechts steile Haenge voll einheimischen Urwalds. Hohe, schmale Spalten oeffnen sich von hinten her, innen reich bewachsen. Oben durch scheint Licht. Durchatmen. Wow.

Eintauchen, ziehen, wieder nach vorn. Wir haben sechs bis sieben Stunden rudern vor uns bis zum Abendrastplatz. Es beginnt zu ziehen: in der Schulter, im Nacken, im Oberarm, im Unterarm.
Die Mittagsrast: ein eher freudloser Imbiss auf einer nackten Schotterbank. Zehn Minuten essen, zwanzig Minuten aus- und einpacken. Ein sympathisches britisches Paar ist kurz nach uns gestartet, landet hier und zeigt uns seinen wichtigsten Proviant: eine Flasche Rum.

Eintauchen, ziehen, wieder nach vorn. Der Wasserspiegel macht sich unsichtbar, die Uferfelsen spiegeln sich zu Mustern, die schwindelig machen. Wir ziehen vorbei. Sie ziehen vorbei. Schwebend irgendwie; fast magisch.
Der kleine Zufluss muendet bald in den richtigen Whanganui River, es wird breiter und tiefer. Eine Biegung bringt uns auszer Sicht. Ruhe macht sich breit. Wir sind allein.
Der Fluss. Glatt, spiegelgruen. Geruhsam.
Traege fast.

Getting started

19.–21.1. Whanganui River
Wer hinten sitzt, steuert. Wer vorne sitzt, paddelt. Unser Zeug in (hoffentlich) wasserdichten Tonnen zwischen uns. Wir schiffen uns ein – in knoecheltiefem Wasser. Der Fluss ist grad extrem seicht. Die Herausforderung besteht darin, dem Holz auszuweichen, das ueberall hervorschaut. Es hilft garantiert, wenn man vorher uebt, dreinzuschauen wie eine Ente – nur falls man welche treffen sollte.

Ein Fluss voll Wasser

Fr, 18.1. Wanganui – Whanganui River Road – Pipiriki – Ohakune
Ja, man kann das machen. Wir sind so Flamme, dass wir drei Tage buchen statt zwei. Der Kanu-Vermieter sitzt in Ohakune – genau dort, wo wir als naechstes arbeiten. Da schauen wir doch gleich auf der Farm vorbei und verschaffen uns einen Eindruck. Voher noch einen Eindruck vom Fluss, indem wir die Whanganui River Road rauffahren bis Pipiriki – genau dort, wo wir, von der anderen Seite kommend, in drei Tagen wieder aussteigen werden.
Wuff, das Tal kann was. Wir freu’n uns!

Samstag, 26. Januar 2008

Alte Freunde

Unser naechstes Ziel: Wanganui an der Suedostecke der Westspitze der Nordinsel. Weil wir so halb ausgesprochen schon eine Weile diesen Folder ¸ber Kanu-Touren am Whanganui River horten. Mal schauen, ob man das machen kann. Adventure-Kribbel.
Auf dem Weg schauen wir auf einen Tee bei Debbie, unserer ersten Gastgeberin rein. Auch die Hunde moegen uns noch immer. Einfach nett, wenn man zu Freunden auf Besuch kommen kann.

Hier sagen sich Raus-Faehre und Rein-Faehre Gute Nacht. Droehnen sich (was) zu.

Unser Schlafplatz in der Scorching Bay. Im Hintergrund mit Tuermchen das Haus usnerer zweiten Farm-hosts, noch weiter im Hintergrund (irgendwo) Peter Jacksons Haus.

Das Innere der alten St. Paul's Church, heute nur noch fuer Hochzeiten etc. benutzt

Auch dort: luesterne Hauseingaenge, wo auch mal wer rauskommt

Auch dort: Fidel's Cafe, wo Che hoechstselbst dem Eric Wasser spendet

Die Alterna-Meile Cuba Street: Vintage-Shops, crazy people, stets Betrieb.

Welly, die Zweite

16./17.1. Wellington – Otaki – Wanganui
Zwei Tage Wellington bei gutem Wetter – was soll man noch sagen ... man zeigt es.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Wein am Morgen ...


Man rollt langsam (nein, flott) nordw‰rts Richtung F‰hre. Hier ein paar Bilder von unterwegs – denn wir haben wieder Bilder –– jo! In Blenheim steuern wir einen Picknickplatz zwischen Stra_e und Fluss an, unterhalten uns noch ein paar Stunden kˆstlich mit einer Runde Aucklander Flugzeugmechaniker, die mit ihren Bieren und ihrem Gel‰chter aus ihrem Hotel vertrieben wurden.
Der Nordosten der S¸dinsel ist traditionelles Weingebiet. Verkostungen sind nur zwischen 10 und 17 Uhr mˆglich; da muss man durch, trotz Hitze. Bei „Forrest Estate“ werden wir von einem Familienmitglied beraten, picknicken im Garten und nehmen dann eine Flasche sehr apfeligen „Chenin Blanc“; eine Traube, die wir vorher gar nicht kannten und die nicht jedes Jahr was wird.
Vom Hafenort Picton geht’s wieder ab nach Wellington. Juhu! (mela)

Pech nach Schwefel



Mo, 14.1. Kaikoura – Blenheim
Obwohl Akira mit Klimaanlage auf hˆchster Stufe etwas hei_ l‰uft, erreichen wir mit Zwischenstopp die Ostk¸ste und landen in Kaikoura, wo man in der Regel Wale oder Delfine beobachtet und/oder Langusten isst. Beides haben wir ausgelassen und stattdessen n‰chstentags eine kleine Pechstr‰hne eingelegt: Fotos runtergeladen in einen Ordner, aber beim n‰chsten Start: Ordner weg. Wir konnten sie nicht einmal ansehen. Zwei Stunden lang echt niedergeschlagen.
Interessant wird der Tag, als die Waschsalon-Maschine nicht geruhte, unser Zeug zu schleudern, sondern das Wasser drin stehen blieb. Nach vielem Hin und Her windet man jedes Teil einzeln aus, wirft’s ins Nachbarger‰t, zahlt noch eine W‰sche und hofft.
Bei dieser Gelegenheit sperrt Mela auch gleich den Schl¸ssel im Van ein. Nett. Allerdings trug die Bullenhitze, die einem das Hirn wegbrennt, immerhin dazu bei, kurz vorher ein r¸ckw‰rtiges Fenster zu ˆffnen, sodass sie nun in den Genuss kam, einen der Sessel vom Waschsalon auf die Durchzugsstra_e zu tragen und ˆffentlich ins eigene Auto einzubrechen. (Nicht dass ich selbst durchs R¸ckfenster gepasst h‰tte oder einen Knopf erreichen h‰tte kˆnnen, aber der Schl¸ssel lag auf der R¸ckbank. Puh.) Man kann sich denken, dass Eric nicht in der Stimmung war zu fotografieren – obwohl der Anblick (Frau ohne Oberleib) einiges hergegeben h‰tte. (mela)

Ausgesprochener Badetag

So, 13.1., Lake Daniells – Sylvia Flat (hei_e Quelle) – Waiau River – Kaikura
Das wahre Highlight der Wanderung war eigentlich hintennach: Wir haben tats‰chlich mal eine der hei_en Quellen im Land gefunden. Vielleicht zwei Meter im Durchmesser, direkt neben dem Lewis River, hinter einer Picknickfl‰che, da, wo ins Handtuch gewickelte Leute hergehuscht kommen. Dort einen Nackten im Nebenpool (huch!) ignorieren (Nacktbaden ist hier absolut un¸blich), selbst aus dem Gwand schl¸pfen, so schnell es geht. Das deshalb, weil hier Schw‰rme von bˆse bei_enden Sandfliegen herum sind ­­– und nat¸rlich der Schicklichkeit halber. Weil Bikini anziehen ist nicht. Kostet mindestens zwanzig Stiche.
Drinnen bacherlwarm –†etwas faul-eier-schwefelig, aber herrlich, wenn man abgek¸hlten Schwei_es vom Wandern kommt!
Die etwa 3.000 Fliegen allerdings kˆnnen sich dann voll auf unsere Kˆpfe konzentrieren; also wieder husch husch raus und rein ins Gwand; so schnell wie mˆglich, bevor man an den unangenehmsten denkbaren Stellen zerstochen wird. Der Nebenmann – seiner hochroten Countenance nach zu schlie_en, sitzt er schon l‰nger – erkundigt sich, wie man „seine“ hot spring gefunden habe (Wander-Folder) und erkl‰rt, an die Fliegen gewˆhne man sich.
Fotos: angesichts der Eile keine gemacht, was gut war, weil sie sowieso verloren worden w‰ren und auch so schon das Geld-und-Wertsachen-Tascherl in den Pool gefallen ist. (mela)

Der etwas bedeckte Tag entwickelt sich dann noch zu einem sehr hei_en, himmelblauen, was mit einem Rieseneis und einem (weiteren!) geniaaalen Schwumm im (normal-temperierten) Waiau River gefeiert wird. Sehr schade wiederum um ein Foto von Eric in meiner Badehose. Statistisch gesehen ist das ja ein absoluter Ausnahmetag, bedenkt man, dass Ganzkˆrperwaschungen in Travelzeiten etwa einmal in 10 Tagen vorkommen (ein Thema, das definitiv einen eigenen Blog verdient).

Dienstag, 15. Januar 2008

„grown-through day 2“ (duachwochsana dog zwaa)

Sa, 12.1., Blackball – Waiuta – Reefton – Lake Daniells
Nachdem ein überlang geratener vormittägiger Fischzug des männlichen Teils der Reise eine veritable Verstimmung aufseiten des weiblichen Teils der Reise verursachte, schlägt man sich weiter in die Büsche zur verlassenen Goldgräberstadt Waiuta. Überwuchtes Gelände, wenige Hütten, Grundfesten, Industrieruinen – was hier wirkt, ist die schiere Einsamkeit des Ortes. Und die historischen Fotos auf den überall verteilten Tafeln. Nicht schlecht. Fotos: verloren. Heul’!
Unsere Wanderlust (auf Englisch: „wanderlust“) soll nun eine weitere Steigerung erfahren, indem wir eine Übernachtung einbauen. Also nachmittags los, vom Lewis Pass Highway nahe Springs Junction aus zum Lake Daniells rauf. Schöne Wälder. Mit denen stumpft man nicht ab. Zweieinhalb Stunden hin. See schön, Berge schön, Hütte nicht nach unserem Geschmack. Die sind hier eher un-urig, mit plastikbezogenen Matratzen und Linoleumböden. Zwei Stunden am nächsten Tag frühmorgens zurück. Fotos: eh schon wissen.

„grown-through day 1“ (duachwochsana dog aans)

Fr, 11.1., Arthur’s Pass – Devil’s Punchball Wasserfall – Greymouth – Blackball
Gestern so unereignisreich, dass die Notiz „am Lake Lyndon übernachtet“ ausreicht. Saukalt war’s. Grummel, grantel. Der Tag erholt sich minimal angesichts des 141 m großen Wasserfalls (dessen Foto im Rahmen einer Pechstähne am 14.1. verloren ging, ebenso wie die restlichen Fotos dieser Woche; hier folgt ein wehgetränktes *seufz*).
Sonst: schöne Berge. Wie Pässe halt so sind. Man stumpft ab mit schönen Bergen.
Richtig nett wird’s gen Abend, als wir das Westcoast-Hinterland und Blackball erreichen. Seinen Ruhm gewinnt der Ort durch ein Hotel, das seit jeher schlicht „The Blackball Hilton“ hieß. Bis sich eine gewisse internationale Hotelkette einschaltete. Folgsam benannte sich das Haus um – in „Formerly the Blackball Hilton“. Ebenso spritzig-nonchalant ist die Unterhaltung dort (ein Freibier für die zwei Reisenden sprang raus), ebenso urig-charmant sieht es auch aus. Foto: verloren. Schnief.

Exkurs über die Schotterstraße, nach eingehendem Studium derselben


Was dem Eskimo sein Schnee, das ist dem Neuseeländer seine Schotterstraße. Wussten Sie, dass das Neuseeländische mindestens 20 verschiedene Begriffe für Schotterstraße kennt? Wir, in unserer Unfähigkeit zu differenzieren, sprechen halt einfach von Schotterstraßen. Hier fällt eine gravel road kaum unter denselben Überbegriff wie eine metal road, kann eine unsealed road nicht mit einer dirt road verglichen werden, ist ein stony track grundverschieden von einer shingle road oder unpaved road.
Selbst die interessierte Laiin kann erkennen, dass der eine Fahrweg aus aus dem Fluss zusammengeklaubten Rundsteinen von einiger Größe besteht, der andere aus zart irisierendem Kiesel in räsonabel flacher Schichtung, der dritte aus mittelfein gesplittenem schwarzen Gestein vermutlich vulkanischen Ursprungs, ein weiterer aus fest gewalztem, elfenbeinfarbenem Staub-Lehm-Gemenge usw.
Allein – die Zuordnung der Begriffe zum je evidenten Phänomen verbleibt Sache einer geo-ethno-soziologischen Langzeit-Großraum-Feld-(um nicht zu sagen Straßen-)studie, die aus monetären Gründen wohl auf die nächste Neuseelandreise unseres aufstrebenden Nachwuchs-Wissenschaftler-Teams verschoben werden muss. Österreichische Akademie der Wissenschaften sowie British Geographic Society sind bereits um Fördergelder angefragt.
Natürlich darf es sich bei derlei Nachforschungen nicht um bloße Wissenschaft pour Wissenschaft handeln. Letzlich zielt das Projekt auf seine Anwendbarkeit beim Befahren dieser Verkehrswege. Mit den gewonnenen Erkenntnissen erwartet man sich einen Quantensprung im Handling von Schlaglöchern jeder Form und Tiefe sowie des besonders teuflischen, schotter-planing verursachenden Treibschotters. Was die ebenfalls prekären, dröhnen-machenden Rippel anbelangt, könnte zumindest eine Kategorisierung bezüglich Höhe, Breite und Abstand der einzelnen Wellen und ihrer jeweiligen Auswirkung aufs Fahrgestell erreicht werden, was in Anbetracht der Komplexität dieses Phänomens ebenfalls als förderwürdiger Fortschritt gelten darf. (mela)

Am A.... der Welt

Keine Zeit jetzt, drum nur schnell: Mela, die Pute, hat g’meint, dass ma die Straße nehmen sollen. Ja ja. Scheissn. Da war man dann scho zu weit, wie ma g’sehn haben, dass das auf einmal eine einspurige, schlaglöchrige Muglbahn mit keiner Aussicht auf Abschlepphilfe im Emergency-Fall ist. Na super. Der Akira auf dem letzten Loch und mit Ersatzkanister den Berg hoch. Steil war’s. Puh. Da schleichst dich. Und beim Wegfahren den Berg runter hat man eh gleich die Vierte einlegen können. So hats ausg’schaut, wohl. Zum Glück ist uns die ganzen zwei Stunden am Arsch der Insel keiner entgegenkommen. Ausweichen hätt ma sowieso nicht können. Links der Berg und rechts die Schlucht, wie es im Lied so schön heißt. Tja, und über uns der Himmel so blau, blau, blau. Weil irrsinnig schön war die Fahrt ja dann doch auch wieder. Sowas von Straße hab ich ja noch nie gehabt. Und die Bays am Rand waren keine, die man gerne an demselben liegen lassen möchte. Aber erstens hatten wir keinen Sprit mehr und zweitens bereits verabredet, dass wir des abends im „Dux de Lux“ in Christchurch einen oder zwei heben würden. Ja ja, ansonsten sind wir eh nicht so und diesmal haben wir den Versuchungen am Wegrand widerstanden :-) ... Außerdem ist das Fahren auf so einer panoramiosen und abenteuerlich-schönen Straße wirklich eine Freude – auch wenn der Motor dabei mal heiß läuft. (eric)

Also welcher Sprache befleißigst du dich denn hier?! Entzetzt, (mela)

Wieder und wieder zurück – schon wieder!

9.1., Fortsetzung: Vor uns liegen die zwei Pässe, die uns einmal zurück an die Westküste und wieder zurück bringen sollen (Arthur’s Pass und Lewis Pass), dazwischen die Rückfahrt von der Banks, für die ich eine direktere Route als den elendslangen Highway-Umweg vorgeschlagen habe. Aber das soll euch Eric erzählen ... (mela)

Vive la France!

Mi, 9.1., Lyttelton – Banks Peninsula – Akaroa – Pigeon Bay – Christchurch, Mt. Victoria

„Nicolas Sarkozy, seines Zeichens französischer König, besucht das Departement Zealande Nouveau. Auf seiner Reise durch diese Außenlande verweilt er auch im verträumten Akaroa, wo im Jahr 1838 der Walfänger Jean Langlois mit den Maori den historischen Vertrag zur Landinbesitznahme aushandelte. Die in den folgenden Jahrzehnten ankommenden Siedler machten bekanntlich an den Grenzen der kleinen Halbinsel nicht halt, und schon zehn Jahre später befand sich beinahe die ganze Südinsel der Cook-Langlois-Inselgruppe unter französischer Herrschaft.“
So oder so ähnlich hätte es ausgehen können, hätten die Briten 1840 (bevor die anschippernden französischen Siedler das Land bestiegen) nicht ein Kriegsschiff ausgesandt, um eine französische Landnahme zu verhindern. So entgingen die Maori nur knapp einem verheerenden Schicksal: Die Insel mit ihren prächtigen Sumpf- und Feuchtgebieten wäre sicherlich zu einem gigantischen Froschaufzuchtgebiet verkommen. Nicht Lammkeulen, Austern, lasches Weißbrot und heiße Pies, sondern Froschschenkel, Gänseleber, crosse Baguettes und knusprige Croissants wären die bevorzugten und billigen Speisen.
Wie auch immer. Unser Ausflug ins herrliche Akaroa, wo wirklich noch immer alles auf Frankreich ausgerichtet bzw. französisch benamst ist und dementsprechend auch dem Skurilitätsbedürfnis der urlaubenden Massen entgegenkommt – also, der Ausflug dorthin und die fragmentarische Besichtigung des Ortes und der angesprochenen Menschenmassen, die sich wie ein nimmer enden wollender Fluss quellenden Fleisches durch Rue Lavaud, Rue Balguerie und Rue Jolie drängen – dieser Ausflug in einen Ort also, der voll Anspielungen auf französisches Brauchtum sich in historischem Pathos ergeht und so den non-frankophilen Europäer eher abstößt als erhebt – also, der Ausflug war jedenfalls echt scheiße! Heiß und übervoll die Stadt, sodass wir nach einer ausgedehnten Pause im Waldschatten beinahe nur noch geschlossenen Läden zu Gesicht bekamen und schalen (weil wahrscheinlich französischen) Kaffee trinken mussten ... Wie gesagt: ... (eric)
Ach ja: In Christchurch konnten schlussendlich ein paar neogotische Museumsgebäude beeindrucken; mehr noch aber die Studentenkneipe „Dux de Lux“ im Alten-AKH-Stil, allerdings wiederum exklusive ihrer sechs Sorten Selbstgebrautem. (mela)

Stadtschock

Weil wir, außer zartrosa Fisch zu schlemmen, hier nichts mehr zu tun haben, machen wir uns auf Richtung Christchurch; eine Stadt, für die’s eindeutig zu viel Platz gibt auf der Canterbury-Ebene. Resultat ist, dass sich Bauten „ohne Höh’“, wie das in Oberösterreich heißt, also ohne oberes Stockwerk, auf einer Riesenfläche verteilen, was die Einfahrt ebenso trostlos wie halbstündig macht. Überhaupt fühlen wir uns nach all der Einsamkeit ein bisschen geschockt von all den vielen Leuten, sodass wir gleich wieder rausfahren ins Hafenörtchen Sumner. In die lokale Seemannsbar fällt außer uns noch eine Geburtstagtruppe mit Gitarre ein und wir kommen in den Genuss einer weiblichen Singstimme, die man bei bestem Willen zumindest selbstbewusst nennen kann.
Der Rest ist schnell erzählt: Lyttelton, der Hafen von Christchurch, überzeugt durch ein Früher-Lagerhalle-heute-schick-Café mit allem Rost und Röst; einen Gourmet-Laden für den Antipasti-Magen (der bekanntlich gleich neben dem Frühstücks-Labungs-Magen) liegt; und ein Telefonat, das unsere weitere WWOOF-Laufbahn besiegelt! Wir sind in Ohakune angenommen! Das ist ein Wanderreitbetrieb im Zentrum der Nordinsel, gleich südlich von den Vulkanen, wo man ausdrücklich jeden Tag reiten darf. Juhu! Damit steht der Rest unserer Reise ziemlich fest: Fähre am Di, 15.1., Ohakune 21.–28.1. und dann fünf Tage auf einer Farm in Taranaki (Westspitze der Nordinsel), auch mit Pferden und etwas reiten. Dann müssen wir eh schon nach Auckland, das Auto anpreisen, kurz ins Nordland raufstechen und das war’s ... mannmann. Schwer vorstellbar, nicht mehr jeden Tag ins Blaue zu fahren, gleichmütig an den besten Aussichten der Welt zu sitzen und all das. Natürlich wird’s auch schön, all euch netten Leute wiederzusehen – und unsere Couch.
Begeister’! Da ist er wieder; der Ernährer! Alles ist vergessen: das einschläfernde Geseire um verhedderte Schnüre, Anglerpech und falsche Tageszeit; vergessen auch, dass ich zwischenzeitlich schon dreimal verhungert wäre. Hier ist ein Riesen-yumyum, das nach Knoblauch und Zitrone schreit. Wir taufen ihn auf Burton. Ich darf ihn auch mal halten und – eben noch am Leben – rührt er sich noch. Huch! (mela)

Burton – oder: Die Zweiten werden die Ersten sein!


Di, 8.1., Lake Camp – Mt. Somers – Christchurch

Wenn der Abendfisch nicht an die Angel will, versucht man am folgenden Morgen sein Glück eben wieder. Der Entschluss dazu war rasch gefasst und schon vor dem Einschlafen manifestierte ich mir meinen Riesenbarsch: ein dickes, stachelflossiges, breitmäuliges Unding, das jeder brave und tüchtige Österreicher aus dem heimischen Gewässer entfernt haben wollen würde (oder so). Ohne das Weckerläuten abzuwarten machte ich mich frühmorgens auf und hatte schnell wieder einige kleine Barsche (20 bis 25 cm) an der Angel. Mehr würde sich da nicht mehr tun, das war abzusehen. Also warf ich alle wieder rein, machte eine Seerunde, kehrte zum Ausgangspunkt zurück, weckte Mela, machte den Push-Up-Kaffee, putzte den Van und meine Zähne, ölte den geschundenen und übermüdeten Körper (meinen eigenen :-) und harrte der Dinge, die noch kommen sollten. Mela, indes erwacht und voll des Tatendrangs, entschied sich zur ausführlichen Morgenwäsche und allem, was dazugehört ... Was blieb mir anderes übrig, als in der Zwischenzeit noch einmal meine Rute zu packen und loszuziehen? Und nun erst, da volles Tageslicht mein Sichtfeld erhellte, konnte ich die Facilitäten des Environments voll ausnutzen: Eine im Wasser platzierte Wasserski-Sprungrampe sollte mir als Basisfischstation dienen. Ich watete hinaus, warf mich auf die Standhilfe und den kleinen, kupferfarbenen Blinker in weitem Bogen in den See ... Im Gegensatz zu den Dämmerstunden biss jetzt gar nichts mehr – keine kleinen Barsche, nix mehr, gar nix. Es tat sich niiichts mehr. Sowas von nix. Nur Sonne. Hitze. Schweiß. Badehose! Da! Ein Glitzern im Wasser. Eine große Regenbogenforelle – nur ein paar Meter von mir. Ich wechselte sofort den Köder. Größer. More appealing für einen solchen Fisch. In diesem Moment zog ein Motorboot mitsamt Wasserskifahrer draußen vorbei. Alles vorbei. Ich war am Boden zerstört. Ein erstes und letztes Mal schleuderte ich den Köder von mir. Alle Hoffnung war dahin. Plötzlich. Ein kurzer Ruck. Ich schlug an. Er war dran. Mächtig zog er. Weit draußen blies er. Zog nach unten. Ich rief nach dem Maat. Mela kam, Zeuge des Kampfes zu sein. Mensch gegen Fisch! Dennoch: nur fünf Minuten Drill, dann zog ich ihn auf die Rampe. Triumph.
Regenbogen, 47 cm lang, keine Waage bei der Hand, Männchen wahrscheinlich, gebrochenes Auge, Leberschaden. Ich war froh ihn von seinem Leiden erlöst zu haben. (eric)

Down-under-Quiz-Auflösung


Also erst mal danke für die Überfülle an Einsendungen. Sieger müssen wir erst auslosen, hier kommt die Wahrheit:

1. Der Regenbogen steht auf dem Kopf, macht also ein „U“.
Stimmt natürlich nicht – obwohl: aus der gewohnten eurozentristischen Sicht (kopfstehend) natürlich schon.
2. Das Wasser im Waschbecken-Abfluss dreht sich in die andere Richtung.
Stimmt theoretisch, ist aber in echt auch oft abhängig von den aktuellen Strömungsverhältnissen im jeweiligen Becken, von der Luftfeuchtigkeit (wie mein Physikprofessor immer zu sagen pflegte) und von dem, was man zuletzt reingeschüttet hat (außerdem auch von den Kleinstpartikelchen, die sich während des Badevorganges vom mehr oder weniger behaarten Körper gelöst haben).
3. Auf der Straße fahren sie links.
Stimmt (Ausnahme: Auf der Straße von Queenstown nach Glenorchy kam uns ein junger Mensch autofahrend entgegen – auf der rechten Fahrbahn von ihm aus gesehen. Flugs wurde dieser jedoch von der Polizei an den Fahrbahnrand gedrängt und aufs Angestrengteste befragt und untersucht.)
4. Die Sonne geht im Westen auf.
Ist was für Legastheniker wie Mela: Ost und West sind natürlich nicht verkehrt, nur weil man weiter unten ist. Höchstens links und rechts ... ähhh.
5. Die Sonne steht mittags im Norden.
Stimmt. Übrigens, weils gerade nicht passt: Die Anzeige in der Otago Daily Times lautet heute am 2.1.2008 „SPERM DONORS Men: If you are 20-45, healthy and responsible, we need you ... 474-7752“ (Bitte melden!).
6. Auf der Straße fahren sie rückwärts.
Ist ein hübscher Ausspruch, den ein amerikanischer Zeitgenosse im Flughafentaxi in Auckland gebrauchte, um den hiesigen Linksverkehr zu beschreiben. Ein hübscher Gedanke wäre allerdings auch, dass man hier für den Rückwärtsverkehr fünf Rückwärtsgänge für fünf verschiedene Rückwärtsgeschwindigkeiten hat, und nur einen Vorwärtsgang.
7. Die Kloriegel versperrt man mit der Aufsperr-Richtung.
Ist ziemlich arbiträr. Will heißen, dass es manchmal wirklich so ist, manchmal auch kontinental. These: Hängt davon ab, ob der Türverschluss (oder der Türverschluss-Anbringer?) aus Neuseeland/England oder Resteuropa/USA kommt. Es ist alles sehr kompliziert.
8. Die Farben im Regenbogen sind umgekehrt aneinander gereiht.
Auch das ist unwahr, wie wir verifizieren konnten. (Und ihr auch, siehe Bild.) Wie gewohnt reihen sich Gelb, Rot, Blau und Grün und ein paar andere in der richtigen Reihenfolge aneinander (Wer die richtige Reihenfolge wusste, gewinnt einen Stein aus der Gegend um Queenstown, der grün und vielleicht ein Jadestein ist!)
9. Hängebrücken sind nach oben gewölbt.
Von euch aus gesehen natürlich wiederum ja, hier aufgrund der Schwerkraft eher nein natürlich.
10. Weil hier alles verkehrtrum ist, werden die Unterhosen außen getragen.
Ja, zu manchen Anlässen werden Unterhosen wirklich außen getragen: Uns wurde Kunde von einem Fest des Mottos „Underpants on the Outside“. Dort wurden mittlerweile die letzten Geheimnisse gelüftet, die Mann und Frau bis dato voreinander geheim hielten.