Dienstag, 15. Januar 2008

Exkurs über die Schotterstraße, nach eingehendem Studium derselben


Was dem Eskimo sein Schnee, das ist dem Neuseeländer seine Schotterstraße. Wussten Sie, dass das Neuseeländische mindestens 20 verschiedene Begriffe für Schotterstraße kennt? Wir, in unserer Unfähigkeit zu differenzieren, sprechen halt einfach von Schotterstraßen. Hier fällt eine gravel road kaum unter denselben Überbegriff wie eine metal road, kann eine unsealed road nicht mit einer dirt road verglichen werden, ist ein stony track grundverschieden von einer shingle road oder unpaved road.
Selbst die interessierte Laiin kann erkennen, dass der eine Fahrweg aus aus dem Fluss zusammengeklaubten Rundsteinen von einiger Größe besteht, der andere aus zart irisierendem Kiesel in räsonabel flacher Schichtung, der dritte aus mittelfein gesplittenem schwarzen Gestein vermutlich vulkanischen Ursprungs, ein weiterer aus fest gewalztem, elfenbeinfarbenem Staub-Lehm-Gemenge usw.
Allein – die Zuordnung der Begriffe zum je evidenten Phänomen verbleibt Sache einer geo-ethno-soziologischen Langzeit-Großraum-Feld-(um nicht zu sagen Straßen-)studie, die aus monetären Gründen wohl auf die nächste Neuseelandreise unseres aufstrebenden Nachwuchs-Wissenschaftler-Teams verschoben werden muss. Österreichische Akademie der Wissenschaften sowie British Geographic Society sind bereits um Fördergelder angefragt.
Natürlich darf es sich bei derlei Nachforschungen nicht um bloße Wissenschaft pour Wissenschaft handeln. Letzlich zielt das Projekt auf seine Anwendbarkeit beim Befahren dieser Verkehrswege. Mit den gewonnenen Erkenntnissen erwartet man sich einen Quantensprung im Handling von Schlaglöchern jeder Form und Tiefe sowie des besonders teuflischen, schotter-planing verursachenden Treibschotters. Was die ebenfalls prekären, dröhnen-machenden Rippel anbelangt, könnte zumindest eine Kategorisierung bezüglich Höhe, Breite und Abstand der einzelnen Wellen und ihrer jeweiligen Auswirkung aufs Fahrgestell erreicht werden, was in Anbetracht der Komplexität dieses Phänomens ebenfalls als förderwürdiger Fortschritt gelten darf. (mela)

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