Donnerstag, 3. Januar 2008

Mann oder nicht Mann



Mi, 2.1.: Catlins, Dunedin
Wir beschließen die Catlins mit einem weiteren hübschen Regenwald-Marsch (immer brav bewegen, da staunt ihr, was!?), nachdem Eric eine Hälfte seiner Angelrute ans Wasser verloren hat (und nicht Manns genug war, sich auszuziehen und reinzusteigen).
Am Nugget Point steht ein Leuchtturm und baden Seehunde, -löwen und -elefanten enträchtig im Meer. Ihr Nachwuchs trainiert sich in kleinen Inland-Pools.
Gen Abend erreichen wir Dunedin, endlich! Universität, Kultur, Kunst, Studenten – Leben!
Leider falsch. Der 2.1. gilt noch als Feiertag und weil hier ja Sommer- und Weihanchtsferien zusammenstoßen, machen die meisten überhaupt bis 7. Jänner blau. Grimassier’! Wir nehmen ein Bier. (mela)

Erwiderung: Manns genug, Manns genug ... Weiß ja wohl jeder, dass ich einer der weiblichsten Männer bin, wo gibt. Ich seh das grundsätzlich eh eher positiv, aber dass mir das jetzt so vorgehalten wird. I’m not amused. :-o Ich kann übrigens auch schmollen wie die Weiber. Und das mach ich jetzt. (eric)

Feuer



Di, 1.1.2008: Catlins
Nicht zum ersten Mal finden wir zerbrochene Gläser und leere Flaschen rund um unseren Van und haben wieder alles verschlafen. Jedenfalls sind wir ordentlich mit Lebensmitteln versorgt, denn es geht schon wieder in die infrastrukturelle Einöde: Die Catlins sind ein weiteres dieser schönen Naturschutzgebiete, wo man neben den Robben Wasserski und Quad Bike fährt. Heute ist es freundlich, ja heiß, und windstill. Es darf wieder gepicknickt werden und die Gras-und-Dünen-Hügel finden unseren Gefallen. Hier gibt’s wieder viel zu tun: noch mehr Regenwald, noch mehr Wasserfälle, noch mehr Wanderungen. Aber auch versteinerten Wald (Stämme und Stümpfe, die am Strand halb als Felsen aus dem Boden ragen) und Gelbaugenpinguine.
Abends landen wir in Papatowai (oder so?), in einer extrafeinen Bucht. Den Neujahrs-Strandspaziergang sollten wir zur Tradition machen, finden wir. Das Gespräch mit einem Local ergibt, dass hier gestern eine Riesensause stieg (in-den-A...-beiß!). Wir re-aktivieren die restliche Glut zu unserm ersten neuseeländischen Lagerfeuer und sind’s zufrieden. (mela)

Party, party, party!


Mo, 31.12.: Invercargill
Invercargill, ganz im Süden, ist der Ort, an den es uns Silvester verschlägt. Immerhin, denken wir uns, so trostlos wie in 5-Hostel-Franz-Josef kann’s ja wohl nicht sein mit 50.000 Einwohnern. Auf jeden Fall haben sie einen riesigen familienfreundlichen Park mit tollem Café, und sonnig ist’s auch. So picknicken wir gemütlich bei Nüssen, Wein und Käse, bis wir abends wieder ins Stadtzentrum fahren. Was soll man sagen: Ein Polizeiaufgebot bewacht die Zwei-Mann-Band des (ganzen!) Abends und die ganze Handvoll ZuhörerInnen, die entweder über 70 oder unter 7 sind und miteinander Ringelreihen tanzen.
Von der Kafkaeskizität schon wieder amüsiert betreten wir ein Irish Pub, trinken – wild auf Alkohol – zwei Stamperl von ganz eigenartiger Mischung (Kaluha, Bailey’s, Jägermeister – aber alles in einem Glas!) und gehen schlafen. Happy New Year! (mela)

Hundstage




So, 30.12.: Te Anau, Clifton, Riverton
Weiter geht’s nach Süden. In Clifton gibt’s eine alte Brücke zu sehen, die mit Stahltrossen gespannt ist (gähn) und einen weiteren (sicher den zehnten) vergeblichen Fisch-Versuch von Eric (gähngähn). Von der Südküste sind wir, bis auf die verbogenen Bäume, noch nicht ganz überzeugt (zu windig) und schlafen im verschlafenen Pensionistenort Riverton mit Blick aufs Meer. (mela)

Erwiderung: Es ist nicht einfach sich in die Psyche eines Fisches zu versetzen. Wie schon der große Fischliebhaber Troy Mc Clure (Simpsons) bemerkte: „Though I love them, I never understood any of their secret thoughts“. Wie auch immer! Ebenfalls ist es dem Laien wahrscheinlich nicht unmittelbar einsichtig, dass es ein wenig Zeit erfordern würde, einen Fisch zu fangen. Es war eher ein Zufall, dass mir Sheldon an die Leine hüpfte – das muss ich nun wohl zugeben. Ein gewissenhafter Sportsmann würde sich erst tagelang mit dem Fischwasser beschäftigen und dann zaudernden Schrittes vielleicht wagen die Ufern der dennoch potentiellen Niederlage zu betreten. In der mir eigenen Bescheidenheit rechne ich es mir hoch an, dass ich einfach so drauflos fische, um Mela einen Gefallen zu tun und einen Abendbrotfisch zu erangeln. Und das erntet man dann: Hohn und Spott. Ja, ja. Die Frau, das unbekannte Wesen (Zitat Goofy in „Micky Maus“, Special Edition 1972). Ich werde dennoch weiter das Unmögliche versuchen :- )

Schifferl fahrn


Richtig getimt kommen wir am späteren Nachmittag (die Reisebusse sind schon wieder abgedonnert) nach steilen V-Tal-Abfahrten am Milford Sound an. Leider hat es nicht aufgeklart, wie der Wetterbericht versprach, sondern ist noch immer verhangen. Unser Nature-Encounter-Ausflugsboot ist knallrot und man weiß uns viel zu erklären. Die Berge und Wasserfälle sagen auch einiges. Den Kaffee gibt’s gratis und so sind wir der Meinung, es hat sich gelohnt. (Fotos vom Sound bitte selber googeln – wie gesagt: Es war zu verhangen.) (mela)

Lustige Kerlchen


Am Homer Tunnel, einem Pass auf Schneegrenzhöhe, den wir mit dem Auto passieren, kommen uns tatsächlich Keas unter. Diese Papageien mit clowneskem Humor hacken mit Vorliebe entweder in Gummidichtungen von Autos oder in lebende Schafrücken und machen auch sonst allerlei Späße. (mela)

Zugige Zeiten


Sa, 29.12.: Mirror Lakes, Lake Gunn, Routeburn Track/Key Summit, Milford Sound
Berggipfel spiegeln sich in kleinen Teichen, am Lake Gunn ist der Wald komplett mit Moos ausgepuschelt – wie ein riesiges Wohnzimmer, in dem wir eine Dreiviertelstunde rundgehen. Dann versuchen wir uns an einer Etappe des vielbegangenen Routeburn Track (während unten die Reisebusse vorbeidonnern) und steigen eineinhalb Stunden mächtig auf zum Key Summit, einer Wasserscheide, die oben so blank liegt, dass es uns die Knochen aus dem Leib wehen würde, hätte ich nicht vier Schichten plus Wollhaube und Eric seine männliche Härte. Dabei sind wir grad mal auf 919 Meter. (mela)

Fiordland


Nachmittags erreichen wir Te Anau, Eingang zum Fiordland-Nationalpark. Das ist eine ebenfalls 7m-Regen-pro-Jahr-Zone, mit Regenwald plus Hochgebirge plus Fjorden, dass man den Mund nicht mehr zukriegt. Die Strecke zum weltberühmten Milford Sound (DAS Neuseeland-Foto schlechthin) ist gepflastert mit kleinen Wanderungen zu Wasserfällen, Seen und dergleichen. Als wir reinfahren, spielt es sich grad ziemlich ab mit der Abendsonne. (mela)

Heiß-kalt 3



Fr, 28.12.: Deer Park Heights, Te Anau, Fiordland-Nationalpark Richtung Milford
Zwei Tage das gleiche Wetter wär’ einfach zu fad. Heute wird es heiß. Unsere Ausfahrt aus Queenstown höhepunktet mit den Deer Park Heights, einem Hügel im direkten Angesicht des zu Recht so benamsten Gebirgszuges der Remarkables. Weil man hier völlig untypischerweise zu Weihnachten Schnee hatte, sind die Spitzen angezuckert. Das Foto spricht für sich. Hier haben wir wieder mal echt originale Herr-der-Ringe-revisited-Fotos gemacht. Mehr dazu bald in einem Extra-Blog; ich verrate nur: Eric fällt echt und wirklich von Aragorns Cliff! (mela)

Heiß-kalt 2


Do, 27.12.: Queenstown – Glenorchy – Queenstown
Es regnet wieder! Grunz. Kaum sind wir im 45 km entfernten Glenorchy mit seiner wanderbaren Landschaften angekommen, verzieht sich’s. Wir machen Lesestündchen im Wald, Lesestündchen am See und dann fahren wir unverrichteter Wanderung wieder nach Queenstown. Jetzt brauchen wir eine große Dosis Aufheiterung und legen uns den eigentlich für Silvester gedachten „Midnight Run“ ein. Es wirkt. Allerdings hat es nun derartige Böen, dass es unsern Van am Hochufer des Sees beutelt. Wir fahren runter zum Hafen, wo es bei 8 Grad Celsius diagonal regnet, das öffentliche Klo der verblasenen Benutzerin aber unverzagt Musik vorspielt. (mela)

Heiß-kalt 1


Mi, 26.12.: Wanaka, Arrowtown, Queenstown
Freudvoll lesen wir Weihnachtsgrüße von zu Haus im Internetcafé – endlich hat wieder was offen! Von Queenstown gibt’s zuerst mal eine berückende Aussicht, bevor wir in die strahlend warme Stadt einfallen und uns mit einem Thailänder in der Abendsonne belohnen. Queenstown ist zwar die Action-Hauptstadt Neuseelands, aber gar nicht so schlimm, wie das jetzt klingt. Ein netter Hafen und vor allem umwerfende See-und-Berg-Panoramen. Ich schwöre, das Foto (Titel: Klo mit Aussicht, Inhalt: die schönen Seiten unseres Outdoor-Lebens) ist gestellt und sollte nur die Umgebung zeigen! (mela)

Mittwoch, 2. Januar 2008

Über den Berg



Di, 25.12.: Lake Matheson, Fox-Gletscher, Bruce Bay, Haast-Pass, Lake Hawea, Lake Wanaka
Wer daheim am 24. um 11 Uhr abends zur Mette gegangen ist: Wir haben an euch gedacht. Als wir in einer kurzen heiteren halben Stunde am Lake Matheson gefrühstückt haben. Dann allerdings wieder Regen, also kein preisgekröntes Alpen-im-See-spiegel-Foto, sondern weiter, raus aus dieser Gebirgsmisere.
An der Küste ein Lichtschimmer: die Bruce Bay wird von antarktischen Brechern bebrandet, dass es eine Freude ist. Und es gibt ein bisschen Sonne. Aber wir kriegen den Fuß nicht vom Gas, zumal es hier nichts gibt als eine Straße von Nord nach Süd, nicht einmal Dörfer und noch weniger, und dann geschlossene Lokale.
Der Haast-Pass soll Rettung bringen: Er führt uns von der wettermäßig eingekeilten Westküste über die Berge ins gelobte Jenseitsland, Richtung Queenstown. Der Pass muss wunderschön sein, aber wir sehen nur 100 Meter weit. Tropf.
Die nur noch leichte Bedecktheit am Lake Hawea erscheint paradiesisch. Die Wolkenstimmungen sind gleich viel prachtvoller, wenn man nicht aktuell im Regen drin ist. Eric ist selig und fischt sich die Angel aus dem Handgelenk, ich lese friedlich im Van. Danach geht’s ums Eck zum Laka Wanaka, wo ein geniales Schlafplätzchen mit morgendlichem Seeblick bezogen wird.

Unterwasser-Weihnacht


Mo, 24.12.: Ross bis Franz Josef
Ja, es hat tatsächlich was offen: ein völlig abgehalfterter Wild-West-Familien-Saloon, das Nebenzimmer schon ausgeräumt, weil in der alten Goldgräberstadt schon lange keine Schürftruppe mehr einen drauf macht. Hier gibt’s ein zünftiges Frühstück, das in einem Pancake Schinken mit Banane und vor allem viel Fett verbindet. Übrigens: Es regnet. Auch in Franz Josef noch, diesem unsäglichen Gletscherdorf, das einen auf St. Moritz macht, aber nur gleich kalt ist. Regenmenge pro Jahr: 7 Meter. Aber es hilft nix: Wir sind fertig von der Fahrt, es regnet (wie gesagt) – wir brauchen ein Dach über dem Kopf und ein Zimmer mit Strom für unseren Weihnachtsfilm „Barry Lyndon“. Also rein ins murchtelige (nicht weniger als unser Auto) Hostel. Die traditionellste Süßspeise Neuseelands wird zu Weihnachten besonders intensiv zelebriert: Pavlova. Eine Torte ganz aus Wind, außen hart, innen batzig, überall weiß. Auf die leert man lediges Schlagobers und legt ein paar Kiwi-Scheiben drauf. Der Rest der Familienpackung wird von uns dezent gekübelt. Rülps.

Geburtstag!


So, 23.12.: Punakaiki bis Hokitika
„Freund Eric hat heute Geburtstag, Freund Eric hat heute Geburtstag ... wir haben ihn alle so gern!“ – Leider ist nur eine da. Aber die tut ihr Bestes, bestückt ein Tellerchen liebevoll mit zwei Kerzen, eine eine vier darstellend, die andere eine Null. Ich war immer schon zartfühlend. Wie schon lang versprochen, gibt’s als Geschenk ein Hörgerät (zu sehen im Bild).
Hokitika: Eine Stadt voll Jade-Zeug. Jade-Anhänger, Jade-Ringe, Jade-Aufsteller, Jade-Zierrat jeder Art. Nicht grad unser Ding, außerdem ist die Stadt schiach und das meiste hat sowieso zu (siehe Wochentag). Also schnell weiter.

22 Flüsse



Für alle, die den Faden verloren haben: Wir sind an der Westküste der Südinsel gelandet, nachdem wir das Tal des Buller River runtergefahren sind und nach der Verspeisung des Sheldon. Nun geht’s rasant nach Süden.

Sa, 22.12.: Westport bis Punakaiki
An einem 22. genau 22 Flussdurchwatungen zu praktizieren, bringt bestimmt Glück. Auf unserer Wanderung zu einem monumentalen Fels-Überhang taten wir genau dies: Wandern, Schuhe aus & um den Hals hängen, furten, abtrocknen, Schuhe an, wandern ...
Man sollte nicht meinen, wie stark die Strömung bereits an den unteren Gefilden der Oberschenkel zerren kann! Und wie lange es dauert, sich 44 mal Schuhe an- und auszuziehen (über 5 Stunden).

Down-under-Quiz


So, meine Lieben, jetzt geht’s an die Nieren: das ultimative Quiz, um euch vor euren Neujahrsgästen zu blamieren. Wie wir alle wissen, befinden sich wir zwei ja grade auf der Südhalbkugel dieser Welt, wo nicht nur die Uhren, sondern auch manches andere anders geht. Aber was vom Folgenden ist wahr?

1. Der Regenbogen steht auf dem Kopf, macht also ein „U“.
2. Das Wasser im Waschbecken-Abfluss dreht sich in die andere Richtung.
3. Auf der Straße fahren sie links.
4. Die Sonne geht im Westen auf.
5. Die Sonne steht mittags im Norden.
6. Auf der Straße fahren sie rückwärts.
7. Die Kloriegel versperrt man mit der Aufsperr-Richtung.
8. Die Farben im Regenbogen sind umgekehrt aneinander gereiht.
9. Hängebrücken sind nach oben gewölbt.
10. Unterhosen werden außen getragen

Wer die meisten Antworten errät und diese auch bis zum 9.1.2008 (00:00 Uhr Ortszeit; ACHTUNG: 12 Stunden Zeitverschiebung) an uns sendet, erhält einen grünen Stein aus den Wassern des Bruinen. Möglicherweise ein Jadestein?
Die Antworten folgen in einem späteren Blog!