Freitag, 7. Dezember 2007

Farm-Tag 6: Solche Schweine!


Mo, 3.12.
Jetzt sind wir wirklich warm mit unseren Gastgebern. Und sie mit uns, denn am Nachmittag kriegt Debbie das Heulen, als Roberts sechs kleine schwarze Schweine ihr piekfein gepflanztes Driveway-Mulchbeet verwüsten. Wir arbeiten vier (Über-)Stunden daran, aufgewühltes Papier zu beseitigen (das die Erde vom Mulch trennen sollte), Mulch von Erde und vom Auffahrtsrusel zu trennen. Als sie wiederkommt, sieht’s sauber aus. Dafür erzählen sie uns auch vom Badeplatz am Fluss, den wir am Dienstag, nach Befreiung ihrer schwer zugewachsenen Obstleite von Unkraut, und Abmähung/-mühung mit der Sense (dabei einen Bewässerungsschlauch durchschnitten – peinlich), bebaden. Die Hunde sind mit. Herrlich kaltes Wasser, Canyonlage – so lässt sich’s leben.

Nachtrag (eric): Na, gut, dass sie hier mal nicht schreibt, dass ich die ganze Zeit schnarche. Das waere ja auch noch schoener gewesen, die Tatsachen naemlich so zu verdrehen, weil in Wirklichkeit ja sie diejenige ist, die immer schnarcht. So, damit das mal gesagt ist :-)

Farm-Tag 5: Endlich frei

So, 2.12.
Heute haben wir echt frei. Und ich bin nicht verblutet. Eric liegt im Zimmer und schläft. Clay, der Fitnesstrainer, ist mit drei Schützlingen bei einem Marathon. Und ich mache mit Debbie einen Ausritt zum Strand! Mein erster Ritt ins Gelände – abwärts traben, huh! Franny hat allerdings die Angewohnheit, beim Traben in ein Tempo zu verfallen, das einem Rennpferd vorm Sulky Ehre machen würde. Ein physischer Kraftakt, sie zurückzuhalten, zumal ohne Trense, wie sie ist.
Aber Strandreiten ist natürlich klasse. Wenn man ins Wasser schaut, durch das man grade geht, wird einem derart schwindelig! Andererseits glaub’ ich auch, dass Leute, die am Strand jemandem aufm Pferd sehen, so überwältigend viel Neid haben, viel mehr als die Strandreiter selbst es überhaupt genießen können.
Ich habe leicht Kopfweh und will darum nicht galoppieren. Die Pferde sind aber natürlich heiß auf Bewegung und das macht mich etwas nervös. Aber wir halten es bei einigen (wieder etwas übereilten) Traben. Auf dem Rückweg gehen wir so viel Schritt, dass mein Popsch sich aufscheuert und ich bin richtig froh, als ich Eric im Zimmer schnarchen finde.
Abends zaubern wir für die Marathonläufer noch ein Mahl aus Rindsmedaillons auf Rosmarinsticks mit Olivenserviettenknödel und fallen bald ins Bett.

Nachtrag (eric) Also bitte. Ich bin wirklich annoyed :-) Ich schnarch wirklich nur dann, wenns sein muss ...

Farm-Tag 4: Adventures, adventures

Sa, 1.12.
Von ruhigem Landleben ist nicht die Rede. Man kann hier an einem Tag problemlos a. einen Wald abfackeln*, b. vom Pferd stürzen**, c. premierenhalber eine Ziege melken und d. eine Ladung Ziegenmilch von der Produzentin persönlich ins Gesicht und überall vorn drauf gespritzt bekommen***.

* O.k., fast. Und es war Clay, der eine Pinie auf den Strommast gesäbelt hat; das ist insofern „a problem“, weil hier ohnehin schon überall so Feuergefahr-Holztafeln mit regenbogenfarbiger Skala herumstehen, deren Zeiger dann auf ‚low’ oder ‚high’ oder ‚Grund zur Panik’ oder was immer stehen. Als wir nichts ahnend hinkommen, um den Baum mit dem Auto wegzuziehen, lehnt er schon an den Drähten, die Zweige rauchen. Während Clay weiter Stücke absägt, damit der Baum wegrutscht, fangen die Nadeln wirklich Feuer. Beim vierten Stück sackt er schließlich unter die Strommast-Grenze und legt einen sauberen Scherensprung über den Zaun raus auf die Straße, direkt neben ein vorbeifahrendes Auto. Es wäre nicht Clay, wenn er nicht auch dazu ein bübisches Grinsen auf Lager hätte.

** Ja, das war ich. *verlegen-grins* Debbie hat uns mit auf eine nahe Reitbahn genommen, wohl um zu sehen, was wir draufhaben, bevor irgendwas in Richtung „riding on our particular stretch of beach“, wie es im WWOOFer-Buch heißt, geschieht. Was soll ich sagen? – Es lief ganz gut. Das Leichttraben auf einem Pferd mit langen Beinen ist ja so viel einfacher als auf unserer Reitschul-Haflingermähre! Als Galopphilfe braucht man bei Franny grade mal dezent den Fuß nach oben schieben, dann geht’s schon los. Allerdings macht sie einen ziemlichen Satz rein in ihren canter, wie das hier heißt, da geht’s nicht ohne Festhalten. Ja, und dann ist’s wie üblich, dass ich halt in den Steigbügeln herumschwimme und mich eher mit den Beinen rund um den Bauch klammere als irgendwie souverän drinzusitzen. Hätt’ aber trotzdem hingehauen, wirklich.
Wäre da nicht ein völlig hirnrissig platzierter Oxer direkt neben dem Hufschlag gestanden. Ich hab’ wirklich nicht hingelenkt, echt nicht. Ehrenwort. Ich habe die Stute sicher nicht aus der Bahn auf das Hindernis gelenkt. Ich hab nicht am linken Zügel gezogen, ich schwör’s.
Sie ist einfach gesprungen.
Und ich hab ein Eitzerl zu wenig dran geglaubt, dass ich da obenbleiben kann. Immerhin, drübergekommen bin ich ja. Danach gleiten meine Füße sacht aus den Steigbügeln, der Oberkörper neigt sich grazil nach rechts, bis ich nach einer nahezu perfekten Flugphase in leicht linksseitiger Rückenlage lande. ...
Ein paar Schürfer und etwas atemlos, aber gleich wieder rauf aufs Pferd, da hat Debbie durchaus recht. Abends fühlt es sich im Bauch irgendwie klumpig an. Ich stelle mir vor, dass ich über Nacht jämmerlich und einsam innerlich verblute, während Eric neben mir schnarcht.

***Das war so. Wir drehen, schon halb versöhnt nach der Abwechslung mit dem brennenden Baum, noch eine Runde übers Anwesen, um unser Tagwerk zu begutachten und uns gegenseitig zu loben, da kommt jemand die Einfahrt herauf. Ein Mann in Arbeitskleidung und Flipflops, mit einer Colaflasche, einem Sack Brot, einer Ukulele und einem Ziegenbaby unter dem Arm. Hinter ihm her trappelt und stampft die nervöse Ziegenmutter. Es ist der Nachbar, Robert. An mir lädt er gleich mal die kleine Ziege ab. Auf dem hölzernen Verandadeck geht’s dann ran ans Euter: Hand einölen, oben zupressen und die Finger systematisch nacheinander schließen. Mit viel Kraft geht wirklich was raus! Die Mama muss natürlich an die Wand gequetscht bzw. rundum festgehalten werden. Eric übernimmt dabei das hintere Ende. Er hält ihre Hinterbeine fest, die immer wieder mal hochzucken. Und im genau richtigen Moment, als die Aluminiumschüssel schon richtig voll ist, schlägt sie aus, die Schüssel fliegt und Eric wischt sich Augen, Mund und Nase. T-Shirt und Hose sind saugstark bekleckert; wer minutenlang herzhaft ausgelacht wird, kann man sich denken ... (mela)

Es wird dann noch ein derart netter Abend mit Feuer aus der freistehenden Waschtrommel, alten Hadern und Rassel-Instrumenten zum Mitmachen. Der absolute Renner ist Roberts rasanter Ukulele-Song „John, John the grey goose is gone“. Das Beef-tartar von Clay ist ein Gedicht und Bier gibt’s auch (in der Colaflasche war nämlich Roberts hausgemachtes Bio-Bier). Wir sind versöhnt. (mela)

Nachtrag (eric): Ich schnarch wirklich nur ganz selten :-) Das liegt dann meistens an meiner Nasenwandverkruemmung oder daran, dass ich schnarchen will. Punkt. Und was die Ziegenmilch betrifft, moechte ich ja nicht ausplaudern, wer im richtigen Moment die Milchschale unter den Ziegenfuss gestellt hat ...

Farm-Tag 3: Uff

Fr, 30.11.
Wir haben SO Muskelkater!!! Die Blasen an den Händen platzen, wir sind voller Kratzer, blauer Flecken, ausgepowert. Von den Pferden sehen wir hauptsächlich die Exkremente – wie hatten wir uns das alles noch mal vorgestellt? (mela)

Claim to Fame 1

Jaja. Kaum kommt man nach Neuseeland, trifft man Leute, die beim Herr-der-Ringe-Film mitgemacht haben. Wir kennen nun nicht nur einen Uruk-hai/Gondor-Sklaven, nein, wir dürfen vom Pferd von der Stunt-double-Frau von Arwen die Scheiße wegräumen!
Das ist jene Jane, die in den Specials von der Extended Edition vom zweiten Teil so gerührt erzählt, dass Viggo Mortensen ihr das weiße Pferd gekauft hat. Und die ist die Freundin von Debbie! Und die kriegt grade ein Kind und hat eines ihrer Pferde (den dunkelbraunen Chico) hier abgestellt, damit Debbies Franny nicht so allein ist. Oh Mann. Wir geben euch ein Autogramm von uns, wenn wir wieder daheim sind.

Farm-Tag 2: Working in the coal-mine

Do, 29.11.
Unsere Entwicklung zu rindfleisch-zähen, sonnengegerbten, verhornten, ausgezehrten und doch muskel-gestählten Arbeitsviechern ist bereits veritabel fortgeschritten. Mela hat gebulldozert – mit dem Traktor –, sodass aus komplett verwachsenen, gleichmäßig ansteigenden drei Metern neben der Gartenhütte eine bloßerdige Geländestufe mit zwei Plateaus geworden ist. (Danach die Batterie ausgeleert, weil vergessen, den Schlüssel auf „Off“ zu drehen – peinlich.) Auch Schaufeln kamen reichlich zum Einsatz. Wasserschlauch-Gräben wurden gezogen (mit dem Pickel) und samt Schlauch wieder zugeschüttet. Dazu muss man sagen, dass sich das Ganze mehr wie Strandbuddeln anfühlt, weil der Boden hier komplett aus Sand besteht. Heute kommt eine neue Aufgabe dazu: Grünes Gold sammeln. Dazu begibt man sich auf die Pferdekoppel und schaufelt reinsten, feinsten Tausend-Fliegen-Dung in die Scheibtruhe. Was zwei Pferde in drei Tagen sch...en können! Die Natur steckt voller Wunder. (mela)

Farm-Tag 1: Ein leicht über-wärmtes Welcome

Mi, 28.11.
Wir sind sicher nicht die besten WWOOFer der Welt. Aber wir haben es immerhin geschafft, am ersten Abend allein zuhaus einen Feueralarm auszulösen.
Tja. Debbie hatte eben zu wenig Zeit, das Lasagne-Faschierte lang genug einzukochen und dann kam noch Spinat rein, sodass das Ding enorm gesaftelt hat. Wir Guten schöpfen mit dem Esslöffel ab und ab, bevor wir’s in den Ofen schieben. Mela geht derweil unter die Dusche (wir haben schließlich schon einen Nachmittag lang Erdbewegungen veranstaltet), seift sich ein, erschnuppert zwischendurch ein wenig Brandelgeruch, da beginnt’s zu biepen, mit rund 132 Dezibel. Mela kreischt: Eric!, rennt (nackig und eingeseift) raus ins Küchen-Wohnzimmer. Es raucht wie Sau. Die Lasagne ist im Herd übergegangen, am Boden hat sich ein See formiert und eingebrannt. Eric hat den Ofen aufgemacht zum Ausrauchen, da geht dieses Bieper-Ding los. Direkt vor dem Kastl stürzt das Gehör steil ab. Wir drücken hektisch sinnlose Kombinationen auf der Tastatur, stets mit einem Ohr nach draußen horchend, ob eine Feuerwehr-Sirene anmarschiert, die dann ein Mördergeld für ihren falschen Einsatz verlangen würde; mit dem anderen, ob unsere Tippserei vielleicht doch fruchtet. Beides vergeblich. Der Ohrentaub-Biep lief sicher 5 elendslange Minuten, dann war’s ruhig. Und blieb auch so. Debbie hat’s wenig gekümmert, außer, dass die Lasagne jetzt noch eine halbe Stunde zu backen hatte. (mela)

Sonntag, 2. Dezember 2007

„Die Welt muss bevölkert werden“

Auf diesem konventionellen Wege möchten wir unserer Freude Ausdruck verleihen, dass Frau Katja Schinko und Herr Richard Fischer seit vorgestern Abend einen strammen Max ihr Eigen nennen können. Aus sicherer (weil väterlicher) Quelle konnten wir erfahren, dass alles den gewohnten Lauf nehmend zur Zufriedenheit aller Parteien vonstatten ging – soweit dies zu beurteilen ist.
Liebe Kati, lieber Richard, lieber Max!
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt. Wir wünschen euch alles Gute mit eurem neuen Honey (s. Bild, geschossen in der Stadt Katikati) und hoffen, dass wir schon im Februar alle gemeinsam einen heben gehen können.
Eric und Mela

Nachtrag

Außerdem lügt der Kerl wie gedruckt. Und ich muss immer die faden Sachen schreiben – wo wir waren und was wir gemacht haben und er denkt sich da einfach irgendwas aus, was gar nicht stimmt und heimst dafür das ganze Lob ein. (mela)
Nachtrag zum Nachtrag: Es gab kein Abenteuer in Taupo. (mela)
Nachtrag zum Nachtrag des Nachtrags: Es gab da sehr wohl ein Abenteuer in Taupo, aber die Mela hat es wieder mal vergessen oder einfach übersehen. Taupo ist nämlich alsa ganzes eine Chaldera, was soviel heißt, dass das alles eine gaaanz große Platte mit Lava drunter ist (oder so). Also wenn das kein heisses Abenteuer ist ... Also wirklich ... Also ... (eric)

Extremsport


Mo, 26.11.
Dass Neuseeländer eine Macke in Richtung verrückter Fun-Sportarten haben, ist ja bekannt. Sie werfen sich von Türmen, Brücken, Flugzeugen, rollen sich in Riesenkugeln Berge runter, gern auch mit Wasser gefüllt, und überhaupt ist alles toll, was die Silben slide, ride, splash, crash oder boost enthält. Wir hingegen waren bis jetzt ja total zahme Touristen. (Berge runterrollen kostet nämlich ein Schweinegeld!) Jetzt wollen wir aber auch mal so richtig was Extremes machen. Hoho, Ärmel hoch: wir wandern!
In der großen Auswahl im Information Center suchen wir nach passenden Strecken – sprich: keine Routes (für Bergsteiger mit Pickel), keine Tracks (für gut gerüstete Geübte), auch Walks (für Leute mit etwas Fitness) sind schon ein bisschen haarig. Bleiben noch die Wege für Kinderwägen und Behinderte: Hier sind wir richtig.

Zum Cape Kidnappers geht man 10 Kilometer oder 2 Stunden, über Strand. Am Schluss gibt’s eine Steigung von wohl über 50 Höhenmetern. Huh.

Nachdem wir schon auf der Coromandel zur falschen Tageszeit im Sand nach heißen Quellen gebuddelt haben, wissen wir jetzt: Auf die Tide kommt’s an. Das Spannende hieran ist nämlich: Man muss bei Ebbe gehen, dann bleiben so 1 bis 3 Meter zwischen senkrechter Klippe und Meer.
Wir überholen ein älteres Ehepaar (aber auch nur, weil die ständig Fotos machen) und bringen den Latscher doch glatt voll zeitgerecht hinter uns. Nach 1 ½ Stunden mehrerlei Hupen, das näher kommt. Johlen. Bunte Hemden, nackte Füße, schaukelndes Gefährt: Fünf Traktoren plus Anhänger mit winkenden Schulkindern, fetten Touristen und halblustigen Trekkerfahrern, die ihren Gästen raten, uns mitzuteilen, wir wären erst auf halber Strecke ...
Wir machen Halt und jausnen, bis die Meute aus den Fahrzeugen raus und auf dem Weg ist. Blöd nur, dass die von der Anstrengung der Fahrt erst mal rasten und wir so den Aufstieg wieder fast gleichzeitig machen.
Oben stinkt’s. Schon wieder. Hier haust eine Tölpelkolonie (o.k., wir wussten davon). Immerhin reiben die Verliebten unter ihnen liebevoll die Hälse aneinander, die andern stecken ihre Köpfe unter die Flügel, bis sich jemand in sie verliebt.

Der Rückweg geht flott, abgesehen davon, dass unsere Beine irgendwie locker in ihrer Aufhängung sitzen und wir noch einen 30er-Jahre-Architektur-Besichtigungs-Walk in Napier vor uns haben.

Auf dem Weg stechen wir noch mal in ein Internet-Café und siehe da: Unsere favorisierte Host-Farm springt auf unser gut durchtüfteltes Bewerbungsmail an. Die Autorin Melissa ist begeistert, dass ihr ein österreichischer Hobbykoch ins Haus steht, sie beherbergt uns gern auf ihrer Farm im hippsten Weinort des Landes und ein paar Tage in der Stadtbleibe in Wellington – mit einem Wort: juhu. (mela)

Brrrr!

Montag, 26.11.2007
23:02 Uhr. Etwas pochte hart gegen unseren kleinen Van. Wir Unschuldslämmer schreckten aus dem wohlverdienten Schlummer hoch. Was geschah hier? Holte uns das Schaf der Gerechten? Mit vor Meeresluftfeuchte triefenden Fingern zog ich den Vorhang beiseite und schielte ins einsame Freie. Ein Strahl traf mich mit voller Wucht ... Doch nicht so schnell. Wie waren wir in diese Situation geraten? Beginnen wir einen Tag zuvor.Unser Abenteuer am Tauposee (in dem man bekanntlich „... die besten Regenbodenforellen überhaupt fängt“; Zitat William Powell in „Libeled Lady“) hatte sich zum Guten gewendet :-) und so setzten wir fest entschlossen unseren Weg fort. Die Chaldera verlassend schossen wir in unserem kleinen Japaner Richtung Osten davon und fanden uns bereits eine gute Stunde und eine ebenso gute Füllung aus unserem Ersatzbenzinkanister später in Blickweite des Pazifischen Ozeans, wo uns sich nun häufende Weingüter die Aussicht auf eine ohnehin nur mäßig brüllende Brandung verwehrten. Zu diesem Zeitpunkt war der Tag bereits weit vorangeschritten, und als wir schließlich in die Strandpromenade Napiers einfuhren, stand die Sonne so tief, dass man im Gegenlicht eine Mandoline nicht von einer Kaurimuschel hätte unterscheiden können. Aber papperlapapp! Nicht müde uns zu vergnügen, fanden wir den Weg zum höchsten Punkt der Stadt – der ehemalige Maschinengewehrstützpunkt aus dem Zweiten Weltkrieg war bereits von zwielichtigen Gestalten mit ihren Automobilen bevölkert. Wir indes ließen uns von den groovenden Neuseeländern, sich dem Suff ergebenden Australiern und vorlauten Germanen nicht stören, verzehrten unser karges Abendmahl mit etwas Rotwein, französischem Brot, Salami und italienischem Käse und genossen die Aussicht, während die untergehende Spätfrühlingssonne ein letztes Mal aufblitzte und wohlige Wellen wärmenden Windes unsere Nackenhaare neckten.Mit Hingabe wuschen wir Geschirr, Nase und Ohren und putzten Zähne. Der Lohn für diese gewissenhaft Tätigkeit zeigte sich bald, denn im Osten ging nun ein Mond auf, der in dieser Größe und Vollheit auch in den südlichen Breiten noch nie gesehen worden war. Mit Befriedigung nahmen wir dies zur Kenntnis und schliefen schon bald darauf ein – trotz Party nebenan.Sonntag, 25.11.2007, 23:02 Uhr: Ein Pochen weckte uns unsanft. Es war kälter geworden. Die Party neben uns dauerte noch immer an. Ein uniformierter Mann fragte uns unvermittelt über unsere weiteren Pläne aus, sodass wir uns zu entgegnen gezwungen sahen: „We are going to sleep here.“ Er ließ uns mit schweren Lidern verwirrt zurück.
Der nächste Morgen sah uns erfrischt und voll Tatendrang – von den Ereignissen dieses Tages künden andere Berichte (siehe Beitrag „Extremsport“). Nach vollbrachtem Tagewerk jedenfalls fanden wir uns erneut an besagtem Aussichtspunkt – diesmal allein – und feierten unsere Verwegenheit und neuen Erfahrungen mit netten Kleinigkeiten aus dem Italienerland.Mit Hingabe wuschen wir erneut Geschirr, Nase und Ohren und putzten Zähne. Diesmal jedoch hob sich kein übergroßer silberner Schild über den östlichen Horizont. Der Himmel verdunkelte sich, wie um uns zu warnen und das drohende Unheil anzukündigen. Brrr! Wir Unwissenden. Hätten wir doch die Zeichen bemerkt.
23:02 Uhr. Etwas pochte hart gegen unseren kleinen Van. Wir Unschuldslämmer schreckten aus dem wohlverdienten Schlummer hoch. Was geschah hier? Holte uns das Schaf der Gerechten? Mit vor Meeresluftfeuchte triefenden Fingern zog ich den Vorhang beiseite und schielte ins einsame Freie. Ein Strahl traf mich mit voller Wucht. „Wha a’ you doin’ here? This park is closed one hour after dawn, don’t ya know? So get up and out’a here. Hurry!“ Der Wächter nahm nun erst gnädig seine Taschenlampe aus meinem Gesicht. Ich schlüpfte eilig in meine Hose und über die Lehne des Vordersitzes und wir machten uns vom Acker.
Tja, was an einem Tag geduldet wird, kann schon am nächsten ein totaler Fauxpas sein. (Total spannende Geschichte, oder?) (eric)

We are staying overnight, thank you

Unser japanischer Untersatz bereitet uns ja wirklich Freude: läuft brav, ist voll ausgeteppicht, hat den Mörder-Einschlag und zudem recht spechteldichte Bügelfaltenvorhänge. Wir nennen ihn Akira. Für mich selbstverständlich nach Kurosawa, für Eric nach dem Comic. So hat jeder was davon.
Die Aufblasmatratze hat nach zwei Nächten ausgedient: Man liegt so hoch wie aufgebahrt, wabert rum wie am Wasserbett und rundum quietscht’s, weil die Ränder anstoßen ... Die Umlege-Sitze sind außerdem wirklich bequem. Hauptsache, Eric hat sich geweigert, sie auch nur einmal probezuschlafen vor dem Matratzenkauf ... grummel!
Na, jedenfalls sind so Autoschlaf-Übernachtungen immer spannend, à la Forrest Gump: Man weiß nie, was man kriegt. Feinste Wiese gleich am Meer (weil man nächtens das Verbotsschild übersehen hat, tja), Schotter-Ausweiche neben mehr oder minder befahrener Straße, Autobahn-Rastplatz (ein Hauch von Schmuddel und selten ohne Mit- bzw. Nebenschläfer) ... oder aber man möchte einfach von Halbinsel A durch Stadt B ins freie Land hinaus, auf einer kartenbekannten Brückenverbindung, deren Zufahrtsstraße allerdings kleiner und kleiner wird, die Besiedlung schütter; es geht plötzlich bergab, die Schweinwerfer streifen ein Warnschild: „Road ends“ – und schon steht man vor einer quergestellten Leitplanke, dahinter noch 5 m Wiese und ab ins Wasser.
O.k., dann soll es wohl so sein, dass wir auf diesem Sackgassen-Umkehrplatz übernachten. Dass die Jugendclique vom Nachbarhaus bis in die Nacht grölend feiert und Alcopops-Flaschen ums Auto wirft – was soll’s. Uns bleiben immer noch Akiras Vorhänge.

Dead Marshes


Sa, 24.11.
Hier stinkt’s. Der meistbesuchte Ort des Landes stinkt nach faulen Eiern. Dafür kann man sich im Stadtpark die Füße warm waschen (längst fällig)
und durch die Totensümpfe stromern.
Neben dem Gemüsemarkt tun sich kochschlammblubbernde Abgründe auf und fette Hobbits scheiben Palantíri vor kolonialen Kurhäusern.
Innendrin gibt’s Museumskino: live dabei beim großen Vulkanausbruch von 1887, inklusive gerüttelten Sitzbänken. Es steigt Rauch auf über dem See, es brodelt und blubbert, Gras ist gelb verschwefelt. Die Maoris hier haben sich bekehren lassen und ihre christliche Kirche fein ausgeschnitzt. In ein Fenster ist Jesus eingeritzt, frei schwebend auf seinen zwei Barfüßen – bis man checkt, dass dahinter draußen der See liegt und der Erlöser nach einem Spaziergang auf dem Schwefelwasser gerade Land entert ... (mela)

Fruit Loose

Neuseeland ist sicher nicht der einzige Staat der Welt, der sich begehbares Obst auf die Straßenkreuzung stellt – aber sicher das einzige kunterbunte Kiwi-Land ... (mela)

Where the road may take you

Do, 22.11. Nach mehreren Berg- und Talwertungen der Coromandel landen wir an einem wirklich schniek- & piekfeinen Ort: Tairua. Der Rasen ist englisch, Sitzgruppen allüberall, und so brutzelt Eric im Park ein Schmorgemüse heraus, während glorios die Sonne unters Meer geht und den erwähnten Weißen zum Leuchten bringt.
Die Straßen waren ja wirklich „scenic“, also mit herrlichen Ausblicken – aber dasselbe in 3-facher Länge können wir uns im Moment nicht vorstellen; so werden wir das weitgehend touristenfreie East Cape auch von uns freihalten. Aber wir telefonieren. Ein, zwei Wochen vorher sollten wir uns melden, um einen Farmplatz zu bekommen, hieß es. Na klasse: Jetzt wähle ich schon die zehnte Nummer (und mit diesen seltsamen Telefonkarten-Sparsystemen wählt man etwa 50 Ziffern, bevor man zur eigentlichen Nummer kommt) und höre Endlos-Tuten, Anrufbeantworter, dass man belegt sei (manche für ein Jahr im Voraus) oder die Farm verkauft habe. Mühsamst. Aber dann lohnt sich’s doch: Nummer 10 hat Platz, Zeit und zwei Pferde. Wir haben uns allerdings schon so weit Richtung Süden telefoniert – die Farm liegt nur 75 km vor Wellington – dass es nun heißt: ab durch die Mitte. Meint: in die Höhle des Tourismuslöwen im Herzen der Nordinsel; das vulkanisch brodelne Rotorua. (mela)