Mittwoch, 9. Januar 2008

Fisch oder nicht Fisch?

Di, 8.1., Lake Camp – Mt. Somers - Christchurch
Zur Nacht hat man sich am kleineren Lake Camp gebettet. Eric ist natürlich noch mal mit der Angel losgezogen, hat etwa 8 kleine Barsche gefangen und wieder reingeworfen, sich allerdings für morgen früh den Wecker auf halb sechs gestellt. Aber das soll er euch selbst erzählen ...

There


Der Schritt verschnellert sich zum Berg hin, auf den Berg rauf. Tausend Wegelchen und ein paar alte Reifenspuren zeugen von Besuch, sonst nichts. Der Wind ist so, wie wir es von ihm gehört haben. Immens. Der Rundum-Blick auch. Zwei winzige Strahlemännchen im großen Nirgendwo atmen tief durch.

Fluss unter den Füßen



Die Schotterstraße führt allerdings weiter. Nach 3 Kilometern steht ein Weidegatter, davor zwei Autos. Auch Besucher, die aber grade wegfahen. Eine Deutsche deutet an, das Wasser im größeren Fluss sei etwa hüfthoch, sie haben es aber geschaffft. Wir starten. Das Abendlicht ist perfekt.

Zwei knöcheltiefe Rinnsale, dann etwas Größeres. Zum Glück sind wir alte Furt-Hasen (siehe 22.12.), packen routiniert die Bergschuhe in den Nacken und steigen unerschrocken ein. Das Wasser zerrt ganz schön, aber das kennen wir. Und wir haben eine bessere Stelle gefunden als die doofe Deutsche. Der Fluss teilt sich hier in zwei Arme, in der Mitte ist es seicht, am Rand etwas über kniehoch. Saukalt natürlich auch. Aber mit Geduld und Händchenhalten geht es gut.

Bergblick


Erst um halb fünf treten wir, veritabel erholt von solch heimelig-ländlichem Ambiente, die Weiterreise an. Ab Beginn der Schotterstraße (etwa 25 Kilometer diesmal) muss Eric natürlich auch gleich wieder den passenden See fürs Fischen am Rückweg aus-spotten. Lake Clearwater und Lake Camp kommen in die engere Wahl.
Die Gegend wird einsamer, hier ist Hochland. Tief graben sich Flüsse ein, steil steigen die Hänge an. Mela macht Bergfoto um Bergfoto. Für Mount Sunday gibt es zwei markierte Aussichtspunkte, einen von der Straße aus und einen von der Zufahrt zur einzigen Farm der Umgebung, zu der alle x-tausend Hektar hier gehören. Mt. Potts Station. Wir sind schon hier geplättet vom Blick aufs gülden beleuchtete Hügelchen.

Stuffy


Mo, 7.1., Burke Pass – Geraldine – Peel Forest – Mayfield – Mt. Sunday
Im netten Dörfchen Geraldine werden wir bestens beraten, was unser nächstes Ziel angeht: Wir wollen zum Mount Sunday. So nahe es eben geht. Für die Nicht-Herr-der-Ringe-Freunde: Das ist ein Drehort, aber ein gewaltiger. Ein kleiner Berg inmitten einer großen Ebene inmitten von immensen Bergzügen. Im Nirgendwo. Gerüchte besagen, dass um den Berg selbst mehrere unpassierbare Flüsse liegen, sodass man rauf eben gar nicht kann. Die nette Dame im Visitor Centre sagt, man könnte ja waten. Wir schauen uns an, ein kleines Prickeln Abenteuerlust befällt uns. Na schaumma mal.
Auf dem Weg nehmen wir noch einen 1000 Jahre alten Totara-Baum im Peel Forest mit. Es ist aber so schwül, dass wir nach der halben Stunde wandern zwei Stunden wie erschlagen im Schatten liegen müssen. Schließlich fretten wir uns mit Air Condition Stufe maximal bis ins Straßendorf Mayfield, wo uns die örtliche Taverne gütig aufnimmt.

Nebel auf den Hügelhöhen


So, 6.1., Lake Alexandrina/McGregor – Lake Tekapo – Burke Pass
Heute kommen zwei kleinere Seen dran – und das Badezeug, juchhe! Zwischen Lake Alexandrina und Lake McGregor (beide kleben am Lake Tekapo) liegt eine Wohnwagenkolonie und daneben ein kleiner Badeplatz. Ein älteres Paar erzählt mir, dass sie seit 50 Jahren jeden Sommer hierher kommen, dass ihre Kinder hier aufgewachsen sind, dass es heute 32,9 Grad im Schatten hat und dass sie Fische aus diesem See ziehen ... 20-, 30-, 40- ... –Pfünder! Nette Leute, kaltes Wasser, guter Tag!
Am Tekapo schauen wir an der Church of the Good Shepherd vorbei und verlassen schweren Herzens das knallheiße MacKenzie-Country. Das geht, indme man über den Burke-Pass fährt. Was Niedriges, und trotzdem Wetterscheide. Als wir drauf zufahren, wabert es nebelig drüber hinweg ins Tal herein, dass man das Weltende nahe glaubt. Immer rein!
Es bleibt aber Hochnebel, durch den wir unten freisichtig ganz gut durchkommen. Der Temperatursturz liegt bei etwa 15°.

Die braunen Lande



Nach einem Kurower Mokka-Eis fahren wir weiter am Stausee von Aviemore vorbei, an Omarama vorbei, ins MacKenzie-Country, nach Twizel. Hier ist der Natur was richtig Gutes eingefallen: Sie hat inmitten vieler, hoher Berge eine riesige Ebene versteckt, auf der es endlich mal ordentlich heiß wird! Kontinentales Klima mit minus 30 bis plus 38 Grad – da fühlt man sich endlich daheim. Rundum ist alles braun (Ebene von Pelennor, Herr der Ringe-Freunde), es riecht durchdringend nach Heu, Luftfeuchtigkeit: 0 %. Entsprechend ist Twizel ein Alterswohnsitz.
Plötzlich geht uns auf, dass wir heut noch den Mount Cook schaffen könnten, eine der höchsten Spitzen der Südalpen. Und nicht eine Wolke am Himmel. Vor ihm streckt sich der milchig-türkise Lake Pukaki aus, mann, mann. Wir wandern zum Kea Point (ohne Keas) und machen dieses Foto. (mela)

Fisch oder Alge?


Sa, 5.1., Kurow – Omarama – Twizel – Mt. Cook – Lake Pukaki
Das ebenso winzige wie kuriose Kurow hat einige kuriose Second-Hand-Läden (einer beschert uns „Barry Lyndon“, das Buch) mit kuriosen Inhabern (Derek, der das als Pensionsvergnügen macht) und Flüsse rundherum – für weitere Fischversuche. Gähn! – macht es diesmal nicht, denn das Neue daran: Mela wirft ihre erste Angel aus! (exklusive natürlich jener, mit der ihr Eric damals in den Käscher gegangen ist ...)
Auch diesmal zieht sie ein dickes Ding an Land (bzw. Eric für sie; seine Erklärungen haben nur bis zum Auswurf gereicht; es ist halt ein sehr komplexer Sport – was sag’ ich, ein Lebensstil; das begreift eine Frau eben nur stückchenweise).
Das Gefangene sieht irgendwie fischförmig aus, erweist sich aber als kapitale Schleim-Alge. Namens Didymo, die auf der Südinsel viele Gewässer vergrausigt. Trotzdem: So eine große hat Eric noch nie gefangen! (mela)
DIDYMO

Noch mehr Steine



Im Waitaki-Tal warten recht coole Elefanten aus Sandstein und Maori-Malereien auf Sandstein. Wir sind allerdings ziemlich fertig vom langen Tag und es windet noch immer so, dass wir trotz Sonnenschein im Auto picknicken. (mela)

Steine


Fr, 4.1., Moeraki – Oamaru – Waitaki-Valley – Kurow
Aber: Gesagt ist getan, oder wie das heißt. Jedenfalls wälzen wir uns frühmorgens (na, wer hat da wohl wen aufgeweckt?) aus dem Van und schießen ein Beweisfoto. Gähn! Fleur hat gewonnen. (mela)

Nun steht die weiter Route zur Diskussion: Central Otago, was kann das? Außer zig Kilometer Schotterstraße nach Poolburn, einem Heer-der-Ringe-Drehort. Die Runde da durch hat mehrer hundert Kilometer und wir wollen nicht schon wieder in die Pampa. Außerdem liest sich die Beschreibung des Küstenstädtchens Oamaru so liebenswert crazy wie uns das zuletzt erlebte Stück Land auch erschien. Also hin.
Oamaru macht ganz auf Gründerzeit. Vor ziemlich irren Bauten (griechischer Tempel bis venzianischer Palazzo und Hafen-Lagerhaus, alles aus Sandstein) stehen Hochräder und Schubkarren. Darin verkaufen alte Damen in Spitzenhäubchen Süßigkeiten, Teewärmer und Zeitungen von anno dazumal. Irgendwie haben wir vergessen, Fotos zu machen, aber es war wirklich witzig. Die (all-)abendliche Aufführung von „The Big Storm of 1866“ (oder 67) sparen wir uns aber, verbummeln Zeit im Stadtpark und kosten zwei Whiskys im Teenager-Alter. (mela)

Fisch oder Steine?


Gegen Abend erreichen wir Moeraki, mit den berühmten Steinkugeln am Strand. Da wir an der Ostküste sind, liegen sie schon im Schatten und wir überwinden uns, erst mal das Fischrestaurant im Ort Moeraki zu besichtigen und morgen dafür heldenhaft mit der Sonne aufzustehen.
Gute Wahl. „Fleur’s Place“ ist einer von diesen selten gewordenen Orten, den die Einheimischen noch immer bevölkern, obwohl das Ding in den Reiseführern steht – einfach, weil’s dort so gut ist! Das Lokal ist derart sympathisch-unprätentiös, dass unser Fisch (samt einsam edlem Weißen) direkt an seinem Fänger (samt verdientem Bierchen) vorbei serviert wird – in kurzer Hose über wollbestutzten Gelbgummistiefeln (der Fänger natürlich, nicht der Fisch). Genossen wird er samt Limone-Kapern-Sauce (der Fisch natürlich, nicht der Fänger) mit Blick auf richtige echte Fischerboote. Yum! (mela)

Uncharted territory


Do, 3.1., Dunedin – Moeraki
Heute schleichen wir uns davon. Heimlich. Von der Lonely-Planet-Route. Wir nehmen tolldreist ein Stück Küstenstraße von Dunedin Richtung Norden, das nirgends wo beschrieben steht.
Und ja: Wir ziehen Schleifen über entzückende Hügelchen, der Blick aufs Meer ist durchgängig genial – vom Örtchen Warrington, wo man im viktorianischen Kirchhof oder im Garten-UFO wohnt, bis inklusive Karitane, wo wir ein Stündchen in den Dünen rasten – im Van allerdings, weil der Wind in Sand-zwischen-den-Zähnen-Stärke bläst. Wieder ein weißer Fleck des NZ-Tourismus erfolgreich erobert ... (mela)