Samstag, 9. Februar 2008

Der Weg nach oben


So, 03.02.
War nicht so ereignisreich. Hauptsache Richtung Auckland, denn da müssen wir vorbei, um unser Auto auszuhängen. Eric gehandicappt vom Schmerz, Mela vom Linksverkehr, Eric von Melas Fahrgeschwindigkeit, die doch tatsächlich an die erlaubten 110 km/h grenzte. Eine kleine Auswahl lokales Biobier wurde eingeladen. Awakino-Schlucht war schön. Die berühmten Glühwürmchenhöhlen von Waitomo machten wir dann doch auch. War auch schön, die stille Bootsfahrt unterirdisch, mit Lüstern aus leuchtendem Larvenschleim. War auch viel Eintritt.
Dafür ist abends – wir parken vor einem Kiwihaus, das wir morgen besuchen wollen – einer der Locals so nett, uns zu verraten, dass wir sie auch gratis heute ab 9 im Freigehege sehen könnten. Was uns den ersten (und letzten) lebenden Kiwi unserer Reise beschert. Juhu. Dafür lassen wir uns auch von der 1001ten, 1002ten und 1003ten Sandfliege beißen.

Eins-Zwei-Eins-Zwei


Sie trugen zwar wenig zur Erholung bei, waren aber durchaus abwechslungsreich – Jedenzweitentagsausflüge. Selten war eine Übereinkunft zwischen Host und Wwoofern so stimmig: ein Tag arbeiten, ein Tag frei – juhu! Fels- und sandbestrandete Strände, flussdurchflossene und farnbewaldete Wälder, historisierende und museal anmutende Museen und allabendliche Abendveranstaltungen (u. a. Privatkino) waren vor uns zwei beiden nicht sicher. War echt nett da. Ja gut, erwischt. Es hat mir gefallen. New Plymouth hat einiges zu bieten, und könnte man sich einen Ort aussuchen, um dort zu bleiben, dann wär es hier schon sehr schön – zwischen Vulkan und Meer, da, wo einige Maorichiefs lange vor Ghandi den gewaltlosen Widerstand probten, wo andere Maorichiefs Kriege begannen, und wo erstmals in der Verschiffungsgeschichte Butter so gelagert wurde, dass sie den Transport nach London heil überstand. So Gott und die Air New Zealand wollen, werde ich daheim einen Nachtragsblog über die neuseeländische Geschichte verfassen ... (eric)

Nachtrag
Zur Genialität der Hosts trug, nicht zu vergessen, ein schlicht perfektes Heimkino über der Garage bei: etwa 30 Sitzplätze für die Freunde vom Filmclub, hunderte DVDs aus der Arthousefilmsektion, eine maximal große Leinwand, Sofas, Teppich, Sichtdachbalken, edle weiße Vorhänge. So sahen wir den genialen „Jeanne d’Arc“ von Dreyer (Stummfilm, sehr expressiv). Andernabends gab’s den viel mühsameren Godard „Tout va bien“.
Auch bei trug ein Barbecue mit Freunden, worunter sich der PR-Chef von Helen Clark befand. Was ihrerseits die Premierministerin dieses schönen Landes ist. Ein scharfes Foto von uns brachte er allerdings nicht zustande. Schön schwach.
Auch bei trug der riesige städtische Park gleich neben unserem Garten, wo per Sommerfestival jeden Abend Konzerte waren. Eine Bigband, eine Maori-Tanztruppe, die mit viel Spaß und Kindern Poitänze und Hakas aufführte. Klasse.
Auch bei trug der grandiose Pool, den wir nach der Arbeit (oder dem freien Tag) bespringen konnten.
Und nicht zuletzt bei trug noch die Geschichte von der Leiche im Keller, soll auf Neuseeländisch heißen: dem Pinguin im Gefrierschrank. Was macht man auch mit einem geschützten Gelbaugenpinguin, wenn der sonst so friedliche Haushund ihn mal gerissen hat? –
Jetzt liegt er schon 20 Jahre dort. Genau wie die Reste der Hochzeitstorte.

Hard Times


Okay, müde hin. müde her. Wenn man das Tief einmal überwunden hat ... dann geht es meistens genauso weiter. Schuften, schuften, schuften. Puh :-) Die folgenden Tage mussten wir Schulklassenzeichentische wischen, Begabtenmalwettbewerbszeichnungen arrangieren, Verwilderungsgoarseweidezonen beschneiden, Jungkuhohren markieren (die Ohren von Kälbern tackern), Altkuhvorderfußhornauswüchse schnoaten (zwicken und hobeln), ebenso die von Pferden (da fällt was ab!), Farmtierausscheidungsverhärtungen schaufeln, Elektrozaunverdrahtungsmasten setzen und Pferderückenschweißrückstände abwaschen. Der Rücken biegt sich, die Sehnen bersten, Rotz trieft aus der Nase. Man kennt das ja – Überanstrengungsmerkmale erster Güte. Aber es wird alles wieder gut. Ich kann das jetzt so schreiben, denn inzwischen sind viele Tage vergangen und ich sitze gerade auf dem Automarkt und warte auf potenzielle Käufer für unseren Akira. Wie auch immer: Inzwischen ist meine Schulter wieder einigermaßen okay. Fans, macht euch keine Sorgen :-) (eric)

Kommentar
Goarse ist jenes irre Dorngestrüpp im Bilde.
Erics Schulter war am Tag nach unserer Abfahrt von New Plymouth (am 3.2. also) so weh, dass er nicht aus seinem T-Shirt kam, ohne meine geschätzten Hilfestellungen. Muss eine Art Muskel- oder Sehnenentzündung gewesen sein. Naja. Mit Schmiere von Diana, Fasche aus der Apotheke, Parkemed aus der Reiseapotheke und Mela am Steuer des Akira wurde es langsam besser. Letzteres war aber wohl nur für die Physis des Beifahrers zuträglich ...
Das Schuleputzen war voll nett. Diana unterrichtet nämlich Kunst in einem recht abgelegenen Ort und hat uns netterweise auf dem Weg auch noch einen super Strand und ein Heimatmuseum gezeigt.

Sonntag, 3. Februar 2008

Ein bisschen Maorilegende: Taranaki



Die Maori glauben ja bis heute, dass der Mount Taranaki einst zum Stamm der Vulkane von Tongariro gehörte. Er musste von dort fliehen, weil er von Tongariro selbst mit dessen Freundin, der schönen Pihanga (der Vulkan beim Tauposee), bei was auch immer erwischt wurde. Auf der Flucht hinterließ der Taranaki jedenfalls eine tiefe Furche in der Erde: den Whanganui River (den sind wir, wie der aufmerksame Leser sicher memorieren kann, im Kanu hinuntergefahren). Entehrt und und scheinbar zutiefst verstört floh er in Schleifen also erst nach Süden und dann nach Westen – wahrscheinlich waren ihm die „Northwesterlies“ im Süden zu stramm. An seinem jetztigen Platz steht er nun in majestätischer Einsamkeit und vergießt seine Tränen um die Geliebte und überhaupt ... Weltschmerz en gros – man versteht das ja. Jedenfalls verbirgt er, so glauben wiederum die Maori, sein Gesicht hinter einer Wolke aus Tränen. Das mit der ständigen Wolke können wir bestätigen, aber ansonsten kommen wir zum Schluß, dass der Maori an sich wahrscheinlich auch nur ein ziemlich leichtgläubiger Polynesier ist. (eric)

Müde Krieger


Mi, 30.01. Was soll eine 33-Jährige da Besseres sagen? Hatten heute zwei Starts; der erste ging fehl. Hosts meinten es gut, wollten uns auf eine 4-Stunden-Wanderung schicken, die eigentlich eine 5-einhalb-Stunden-Wanderung war. Wir, nach Einholung dieser Info in der Stadt wieder retour – wir müssen schlafen. Schlafen bis halb eins mittag. Es war nötig.
Danach wird es mehr mela-ericig: ein urbaner Kaffee, ein Schlender durch Shops, eine Kunstgalerie, ein Schlender am Strand, ein Aussichtshügel. Ahh! Was für ein freier Tag. Es folgen ein Poolschwumm, ein gebratener Fisch mit allerlei lecker Gemüse und ein Bigband-Sommerfestival-Konzert-im-Park. Das’ fein! (mela)

Erlaubte Allüren

Knack. Blinzel. 29. Jänner. Nachdem wir gestern an unserem Traveltag den Forgotten Highway durchmessen haben und auf dem Weg dorthin auch am Tongariro bzw. am Ngauruhoe vorbeigekommen sind, ... knack. Die Hüfte wiederum ... Ja ja, das Alter, klammheimlich schleicht es. Nachdem also haben wir unser Zimmer beim neuen Host in New Plymouth bezogen. Edwardianischer Stil, Herrenhaus, unseren Ansprüchen trotz Spinnweben genügend, mit Privatpool und Motocrossrampengelände für die Söhne des Hauses. Mit der Dame des Hauses, Diana, ihres Zeichens Lehrerin für Kunst, geht’s heute ab auf die 15 Minuten entfernte Farm. Eigentlich. Knack. Blinzel. Eigentlich nur Paddocks mit Shed, vier Zuchtpferde fürs Springreiten bzw. Zucht. The day befor yesterday und der Tag davor: Puuh! Für einen Vierzigjährigen ein bissl sehr ... Knack. Ich drück meine Schultern wieder zurecht. Die sind auch hin. Heute also waren wir am Paddock und haben unendliche Flächen Dorngestrüpp gerodet. Urbarmachung. Grasland für das edle Tier. Mein Atem stockt, geht dann aber doch weiter. Blinzel. Mein Auge bricht. Fast. Ich tropfe vorher was hinein, Hylocomod – vom Arzt oder Apotheker empfohlen. Wer wirklich bricht, ist der Hund des Hauses: Patches. Er hat ein bereits totes Kaninchen gefunden und verzehrt. Das behagt nicht. Weder ihm noch mir – er atmet in mein Gesicht. Weiter durch die Dornenwand. Was soll ich noch weiter erzählen? Ich bin sowas von tot. Übrigens: Gerade kam die Katze herein und sabberte mir aufs Knie. Gott, was bin ich tot. (eric)

Grundsätzliches über Neuseeländer: The Shed – Part 1

Seit seiner Kindheit lebt Steve in derselben Straße wie Graem, direkt gegenüber. Und schon jahrzehntelang hängen beide in Graems Shed ab. „Mein Shed“, sagt Graem, „ist nichts Besonderes, aber er hat alles, was ein klassischer Shed braucht: ein mit Stickern übersäter Kühlschrank fürs Bier, gerahmte Poster von FJ Holdens, eine Kollektion von Blues-CDs und -Kassetten, eine mächtige, solide Werkbank (die er aus dem nahen Fluss gezogen hat), einen „potbelly oven“ für den Winter und – eine Seltenheit – einen Kalender mit Topless-Girls.“ Während Graem gemächlich einen 1948er BSA Bantam aufhängt, gibt er „advice for young blokes“: „buy a shed, when you marry – you need a space you call your own.“ (aus: Mark Thomson, Blokes and Sheds, Sydney 1995)

Oldtimer und Old Times


Unser letzter Tag in Ohakune bringt uns die Mitglieder eines Oldtimerausfluges ins Haus. Eric macht eifrig Fotos für das Lokalblatt (z. B. Foto 1), während Mela einen Pferdetreck begleiten darf. Bevor nachmittags der Regen einsetzt, müssen noch ünsähligö Euballön eingebrascht werdön – die gestern neu angekommenen drei Franzosen helfen mit, bekommen aber schon rein gar nix gebacken: Das Aufschlichten der Heuballen im Stil der „good old times“ wird deshalb Mela überlassen, was eigentlich schon alles sagt :-) Das Resultat allerdings stellt alle Befürchtungen in den Schatten (Foto 2)
Linda und Mela verräumen das Geschnittene: Die Äste auf einen Haufen, die Stämme über den Graben auf eine Koppel, wo man mit dem Anhänger zufahren kann. Das Stämme-Werfen artet in einen Kugelstoßbewerb aus, mit Haltungsnoten und Fehlpunkte für Grabenkrepierer. Dem Paddeltraining sei Dank geht das Schmalz in den Oberarmen nicht aus. Übrigens: Wer findet den Anschlussfehler?