Freitag, 7. Dezember 2007

Farm-Tag 4: Adventures, adventures

Sa, 1.12.
Von ruhigem Landleben ist nicht die Rede. Man kann hier an einem Tag problemlos a. einen Wald abfackeln*, b. vom Pferd stürzen**, c. premierenhalber eine Ziege melken und d. eine Ladung Ziegenmilch von der Produzentin persönlich ins Gesicht und überall vorn drauf gespritzt bekommen***.

* O.k., fast. Und es war Clay, der eine Pinie auf den Strommast gesäbelt hat; das ist insofern „a problem“, weil hier ohnehin schon überall so Feuergefahr-Holztafeln mit regenbogenfarbiger Skala herumstehen, deren Zeiger dann auf ‚low’ oder ‚high’ oder ‚Grund zur Panik’ oder was immer stehen. Als wir nichts ahnend hinkommen, um den Baum mit dem Auto wegzuziehen, lehnt er schon an den Drähten, die Zweige rauchen. Während Clay weiter Stücke absägt, damit der Baum wegrutscht, fangen die Nadeln wirklich Feuer. Beim vierten Stück sackt er schließlich unter die Strommast-Grenze und legt einen sauberen Scherensprung über den Zaun raus auf die Straße, direkt neben ein vorbeifahrendes Auto. Es wäre nicht Clay, wenn er nicht auch dazu ein bübisches Grinsen auf Lager hätte.

** Ja, das war ich. *verlegen-grins* Debbie hat uns mit auf eine nahe Reitbahn genommen, wohl um zu sehen, was wir draufhaben, bevor irgendwas in Richtung „riding on our particular stretch of beach“, wie es im WWOOFer-Buch heißt, geschieht. Was soll ich sagen? – Es lief ganz gut. Das Leichttraben auf einem Pferd mit langen Beinen ist ja so viel einfacher als auf unserer Reitschul-Haflingermähre! Als Galopphilfe braucht man bei Franny grade mal dezent den Fuß nach oben schieben, dann geht’s schon los. Allerdings macht sie einen ziemlichen Satz rein in ihren canter, wie das hier heißt, da geht’s nicht ohne Festhalten. Ja, und dann ist’s wie üblich, dass ich halt in den Steigbügeln herumschwimme und mich eher mit den Beinen rund um den Bauch klammere als irgendwie souverän drinzusitzen. Hätt’ aber trotzdem hingehauen, wirklich.
Wäre da nicht ein völlig hirnrissig platzierter Oxer direkt neben dem Hufschlag gestanden. Ich hab’ wirklich nicht hingelenkt, echt nicht. Ehrenwort. Ich habe die Stute sicher nicht aus der Bahn auf das Hindernis gelenkt. Ich hab nicht am linken Zügel gezogen, ich schwör’s.
Sie ist einfach gesprungen.
Und ich hab ein Eitzerl zu wenig dran geglaubt, dass ich da obenbleiben kann. Immerhin, drübergekommen bin ich ja. Danach gleiten meine Füße sacht aus den Steigbügeln, der Oberkörper neigt sich grazil nach rechts, bis ich nach einer nahezu perfekten Flugphase in leicht linksseitiger Rückenlage lande. ...
Ein paar Schürfer und etwas atemlos, aber gleich wieder rauf aufs Pferd, da hat Debbie durchaus recht. Abends fühlt es sich im Bauch irgendwie klumpig an. Ich stelle mir vor, dass ich über Nacht jämmerlich und einsam innerlich verblute, während Eric neben mir schnarcht.

***Das war so. Wir drehen, schon halb versöhnt nach der Abwechslung mit dem brennenden Baum, noch eine Runde übers Anwesen, um unser Tagwerk zu begutachten und uns gegenseitig zu loben, da kommt jemand die Einfahrt herauf. Ein Mann in Arbeitskleidung und Flipflops, mit einer Colaflasche, einem Sack Brot, einer Ukulele und einem Ziegenbaby unter dem Arm. Hinter ihm her trappelt und stampft die nervöse Ziegenmutter. Es ist der Nachbar, Robert. An mir lädt er gleich mal die kleine Ziege ab. Auf dem hölzernen Verandadeck geht’s dann ran ans Euter: Hand einölen, oben zupressen und die Finger systematisch nacheinander schließen. Mit viel Kraft geht wirklich was raus! Die Mama muss natürlich an die Wand gequetscht bzw. rundum festgehalten werden. Eric übernimmt dabei das hintere Ende. Er hält ihre Hinterbeine fest, die immer wieder mal hochzucken. Und im genau richtigen Moment, als die Aluminiumschüssel schon richtig voll ist, schlägt sie aus, die Schüssel fliegt und Eric wischt sich Augen, Mund und Nase. T-Shirt und Hose sind saugstark bekleckert; wer minutenlang herzhaft ausgelacht wird, kann man sich denken ... (mela)

Es wird dann noch ein derart netter Abend mit Feuer aus der freistehenden Waschtrommel, alten Hadern und Rassel-Instrumenten zum Mitmachen. Der absolute Renner ist Roberts rasanter Ukulele-Song „John, John the grey goose is gone“. Das Beef-tartar von Clay ist ein Gedicht und Bier gibt’s auch (in der Colaflasche war nämlich Roberts hausgemachtes Bio-Bier). Wir sind versöhnt. (mela)

Nachtrag (eric): Ich schnarch wirklich nur ganz selten :-) Das liegt dann meistens an meiner Nasenwandverkruemmung oder daran, dass ich schnarchen will. Punkt. Und was die Ziegenmilch betrifft, moechte ich ja nicht ausplaudern, wer im richtigen Moment die Milchschale unter den Ziegenfuss gestellt hat ...

1 Kommentar:

Miriam hat gesagt…

Süß, das Ziegenbaby (wobei ich es auf dem Foto ja für ein Schaf gehalten hätte)! Hört sich sehr schön bei euch an, wenn auch anstrengend... hoffe, ihr kriegt jetzt auch anständig Freizeit!