Sonntag, 2. Dezember 2007

Extremsport


Mo, 26.11.
Dass Neuseeländer eine Macke in Richtung verrückter Fun-Sportarten haben, ist ja bekannt. Sie werfen sich von Türmen, Brücken, Flugzeugen, rollen sich in Riesenkugeln Berge runter, gern auch mit Wasser gefüllt, und überhaupt ist alles toll, was die Silben slide, ride, splash, crash oder boost enthält. Wir hingegen waren bis jetzt ja total zahme Touristen. (Berge runterrollen kostet nämlich ein Schweinegeld!) Jetzt wollen wir aber auch mal so richtig was Extremes machen. Hoho, Ärmel hoch: wir wandern!
In der großen Auswahl im Information Center suchen wir nach passenden Strecken – sprich: keine Routes (für Bergsteiger mit Pickel), keine Tracks (für gut gerüstete Geübte), auch Walks (für Leute mit etwas Fitness) sind schon ein bisschen haarig. Bleiben noch die Wege für Kinderwägen und Behinderte: Hier sind wir richtig.

Zum Cape Kidnappers geht man 10 Kilometer oder 2 Stunden, über Strand. Am Schluss gibt’s eine Steigung von wohl über 50 Höhenmetern. Huh.

Nachdem wir schon auf der Coromandel zur falschen Tageszeit im Sand nach heißen Quellen gebuddelt haben, wissen wir jetzt: Auf die Tide kommt’s an. Das Spannende hieran ist nämlich: Man muss bei Ebbe gehen, dann bleiben so 1 bis 3 Meter zwischen senkrechter Klippe und Meer.
Wir überholen ein älteres Ehepaar (aber auch nur, weil die ständig Fotos machen) und bringen den Latscher doch glatt voll zeitgerecht hinter uns. Nach 1 ½ Stunden mehrerlei Hupen, das näher kommt. Johlen. Bunte Hemden, nackte Füße, schaukelndes Gefährt: Fünf Traktoren plus Anhänger mit winkenden Schulkindern, fetten Touristen und halblustigen Trekkerfahrern, die ihren Gästen raten, uns mitzuteilen, wir wären erst auf halber Strecke ...
Wir machen Halt und jausnen, bis die Meute aus den Fahrzeugen raus und auf dem Weg ist. Blöd nur, dass die von der Anstrengung der Fahrt erst mal rasten und wir so den Aufstieg wieder fast gleichzeitig machen.
Oben stinkt’s. Schon wieder. Hier haust eine Tölpelkolonie (o.k., wir wussten davon). Immerhin reiben die Verliebten unter ihnen liebevoll die Hälse aneinander, die andern stecken ihre Köpfe unter die Flügel, bis sich jemand in sie verliebt.

Der Rückweg geht flott, abgesehen davon, dass unsere Beine irgendwie locker in ihrer Aufhängung sitzen und wir noch einen 30er-Jahre-Architektur-Besichtigungs-Walk in Napier vor uns haben.

Auf dem Weg stechen wir noch mal in ein Internet-Café und siehe da: Unsere favorisierte Host-Farm springt auf unser gut durchtüfteltes Bewerbungsmail an. Die Autorin Melissa ist begeistert, dass ihr ein österreichischer Hobbykoch ins Haus steht, sie beherbergt uns gern auf ihrer Farm im hippsten Weinort des Landes und ein paar Tage in der Stadtbleibe in Wellington – mit einem Wort: juhu. (mela)

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